Montag, 22. Oktober 2012

Hajj

bismillahirrahmanirrahim

Dhul-Hijja, der zwölfte Monat des islamischen Jahres
Hajj ist Arafat.

Der Monat Dhul-Hijja hat angefangen. Alle Hujjaj sind unterwegs und haben sich zuvor verabschiedet, als würden sie nicht wiederkommen, oder zumindest möglicherweise nicht wiederkommen. 
Alles muss zuvor geregelt worden sein, alle Schulden bezahlt und alle Entschuldigungen ausgesprochen, das Testament aufgeschrieben oder mündlich erklärt. 
Es ist der erste Test: Ist man bereit, zu Allah zurückzukehren und zu sagen: „Labbaik, Allahumma labbaik, labbaika la scharika laka labbaik, inna l-hamda wa n-ni‘mata laka wa-l-mulk la scharika laka“? (sinngemäß: „ich gebe mich Dir alleine vollständig hin, mein ganzes Wesen ist nur für Dich, keine Teilung im Herzen, keine weiteren Wünsche, die Ausrichtung ist total.“)
Zumindest übt man es.

Viele Pilger sind noch in Medina, um die 40 Gebete in der Prophetenmoschee zu verrichten; als vorbereitende Reinigung für die Hajj. 
Viele haben für diesen Moment Jahrzehnte gespart. Der Traum wurde wahr, viele weinen vor Glück.

Der wichtigste Tag der Hajj ist Arafat, nach dem Prophetenwort, Friede und Segen sei auf ihn: „Hajj ist Arafat“. 
An diesem Tag stehen die Hujjaj in der Ebene, außerhalb von Mekka, Millionen, alle in der gleichen Kleidung, dem Ihram, den weißen Tüchern, und machen Bittgebete. 
Keine Unterschiede sind äußerlich zwischen den Menschen zu erkennen, Könige und Bettler stehen nebeneinander. 
Jeder macht die Vor-Prüfung, die Übung für den Jüngsten Tag, an dem die Waage aufgestellt wird, um die guten und die schlechten Taten zu wiegen. 

Alle stellen sich die Frage: War ich bisher auf dem richtigen Weg? Oder bin ich nur meinen Wünschen und Begierden nachgefolgt, habe quasi meine Wünsche zu Gott gemacht, wie es im Heiligen Koran heißt: „Hast du denjenigen gesehen, der seine egoistischen Wünsche als Gott genommen hat“?
Die meisten werden wohl zugeben müssen, dass sie die ganze Zeit geschlafen haben, achtlos waren und sich zu oft haben ablenken lassen von der wirklichen Dienerschaft, für die sie erschaffen wurden. 
Und sie stellen in diesem Moment vielleicht zum ersten Mal fest, dass die völlige Ausrichtung viel glücklicher macht als alles im vorangegangenen Leben.

Allein das Bereuen und Bedauern der falschen Orientierung erleichtert und erleuchtet. Möglicherweise ist es das, was den Pilgern den unbeschreiblichen Glanz in den Augen verleiht, mit dem viele von ihnen zurückkehren.

„Von allen Tagen ist Arafat der beste Tag“ („Ma min yaumin afdhalu min yawmi Arafat“).

Am Tag Arafat schaut Allah auf die Gläubigen und lässt niemanden zurück, in dessen Herzen Er ein Staubkörnchen Glauben findet, ohne ihm zu vergeben („Inna Allaha ta‘ala yandhuru ila ‘ibadihi yawma Arafat, fa-la yada‘u ahadan fi qalbihi mithqala dharratin mina l-iman illa ghafara lahu“)

إن الله تعالى ينظر إلى عباده يوم عرفة فلا يدع أحداً في قلبه مثقال ذرة من الإيمان إلا غَفَرَ له ، فقالت لابن عمر رضي الله عنهما : للناس جميعاً . أم لأهل عرفة ؟ فقال : بل للناس جميعاً

Als die Sahabas, radiyAllah ‘anhum, fragten, ob dies nur für die Pilger gelte oder für alle Menschen, sagte der gesegnete Prophet, sallAllahu ‘aleihi wa sallam: „Für alle!“

Daher bereiten sich auch die zu Hause gebliebenen auf Arafat vor und fasten die ersten Tage des Dhul-Hijja, beten noch mehr als sonst in der Nacht und gedenken Allahs mit unterschiedlichem Gedenken.
Damit sie am Arafat Erkenntnis gewinnen über sich und die eigene Lage.

Insbesondere am Tag Arafat selbst ist das Fasten für die zu Hause gebliebenen empfohlen: „Wer am Tag Arafat fastet, dem vergibt Allah die Sünden des vergangenen und des kommenden Jahres“ („Man saama yawma Arafat ghafara Allahu lahu ma taqaddama min dhanbihi wa ma ta‘akhkhara li sanatin“) oder in einer anderen Überlieferung: „Das Fasten am Arafat-Tag sind eine Wiedergutmachung für zwei Jahre, ein vergangenes Jahr und ein zukünftiges Jahr“ („Siyaamu yawma Arafat kaffaratu sanatain, sanatun madiyatun wa sanatun mustaqbilatun“)

Keiner sollte sich diese wunderbare und wundervolle Gelegenheit entgehen lassen, die Allah, Jalla Jalaluhu, den Gläubigen in diesen Tagen bietet.


Husamuddin Meyer

(Quelle der Hadithe: "Ghunya" von Shaykh 'Abd al-Qadir al-Jilani, in englischer Übersetzung erhältlich als: "Sufficient provision for seekers of the path of truth")


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