Dieses ist der achte Monat des islamischen Jahres, seiner
Wortbedeutung nach »der Verteilende«, »der Trennende«. Es ist der »Monat
des Propheten«.
Wer in der ersten Nacht dieses Monats zwölf Raka‘ât betet, in jeder Rak‘a nach der
Fâtiha fünf »
Qul hû« (
Surat al-Ikhlâs)
vortragend, der erhält den Lohn von 12000 Märtyrern für sein Gebet, und
seine Sünden werden vierzig Tage lang nicht aufgezeichnet werden. Wenn
einer während dieser vierzig Tage stirbt, erhält er den Lohn eines
Märtyrertodes. Die empfohlene Zeit für dieses Gebet ist zwischen dem
Maghrib- und dem ‘Ishâ’-Gebet, Abend- und Nachtgebet.
Der heilige Prophet (s) sagte: »Wer mir folgen will und meinen Rang und Lohn erreichen will, der faste drei Tage im Sha‘bân.«
Der heilige Prophet pflegte vor allem während des Monats Sha‘bân zu
fasten. Man fragte ihn: »Warum fastest du mit Vorliebe in diesem Monat?«
Er antwortete: »Dieser Monat wird von den meisten vernachlässigt; man
weiß, daß Rajab der Monat Allâhs ist, und jeder versucht im Rajab viel
zu fasten. Aber im Sha‘bân sagen sich viele: ›Jetzt kommt bald der
heilige Rama¡ân, dann werden wir ununterbrochen fasten‹, und so wird das
Fasten im Sha‘bân gering geachtet. Aber der Sha‘bân ist der Monat, in
welchem das Buch der Geschicke geschrieben und über Wohl oder Weh im
kommenden Jahr entschieden wird. Daher faste ich, damit der Herr, wenn
Er das Buch meines Geschicks schreibt, mich fastend vorfindet.«
Dieses Neuschreiben der Bücher des Geschicks ereignet sich in der
Nacht des fünfzehnten Sha‘bân, zwei Wochen vor Beginn des Rama¡ân. Es
ist dies eine sehr große, heilige Nacht.
Zwischen Maghrib und ‘Ishâ’ dieser Nacht ist es dem Todesengel
untersagt, die Seelen der Menschen zu nehmen. In dieser Nacht wird eines
jeden Los im kommenden Jahr beschlossen: ob er leben wird oder sterben,
ob er heiratet und Kinder haben wird, ob er reich sein wird oder arm.
Deshalb wird das Fasten sowohl für den Tag vor wie für den nach dieser
Nacht empfohlen.
Es ist üblich, in der Nacht des fünfzehnten Sha‘bân hundert Raka‘ât zu beten: Nach der
Fâtiha betet man zehn
Qul hû, oder aber man betet zehn Raka‘ât, in jeder Rak‘a nach der
Fâtiha hundert
Qul hû, aber hundert Raka‘ât zu beten, ist wohl besser. Man sagt nach jeweils zwei Raka‘ât Taslîm:
As-salâmu ‘alaikum wa rahmatu llâh … Diese Nacht des fünfzehnten Sha‘bân heißt auch
Lailat al-Barâ’a, und sie ist eine der fünf Nächte des Jahres, in welcher das abgestorbene Herz zu neuem Leben erweckt wird.
Eine heilige Nacht zu durchwachen und mit Gebet zu verbringen,
erweckt das Herz zu neuem Leben. Das Leben des Herzens ist der Glaube
und sein Tod der Unglaube. Und wenn auch der Glaube aus der ganzen Welt
verschwunden zu sein scheint, im menschlichen Herzen lebt er weiter und
kann jederzeit erweckt werden. Deshalb ist es zu unserem Besten, die
heiligen Nächte durch unsere Gebete zu beleben, soviel wir nur vermögen.
Es gibt fünf solcher Nächte im Jahr: die Nacht des fünfzehnten Sha‘bân,
Barâ’a, die siebenundzwanzigste Nacht des Rama¡ân,
Lailat al-Qadr, die Nächte der beiden
‘Îd-Feste
und die Nacht von Donnerstag auf Freitag. Wer in diesen Nächten sein
Gebet besonders pflegt, dessen Glaube wird im Herzen wiederbelebt und
erhält neue Kraft.
Aber der heilige Prophet empfahl auch, nach dem fünfzehnten Sha‘bân
bis zum Beginn des Rama¡ân nicht mehr zu fasten – dies gilt für
diejenigen, die es sich nicht zur Gewohnheit gemacht haben, jeden Montag
und Donnerstag während des Rajab und Sha‘bân zu fasten; für sie ist es
makrûh,
unerwünscht, nach dem fünfzehnten des Sha‘bân zu fasten, denn sie
sollten für den kommenden Rama¡ân, in dem sie zum Fasten verpflichtet
sind, ihre Kräfte sammeln. Aber für solche, die das Fasten an diesen
Tagen gewohnt sind, besteht keine Einschränkung.
Eines Tages, es war der dreizehnte des Sha‘bân, erschien dem heiligen
Propheten der Engel Gabriel und sprach zu ihm: »O Prophet Allâhs, bete
und flehe inständig für deine Gemeinde, auf daß Allâh der Allmächtige
sie vor der Hölle bewahre!« Der heilige Prophet tat, wie ihn der Engel
geheißen, schlief die ganze Nacht nicht und betete ohn’ Unterlaß für
seine Umma. Als die Sonne aufgegangen war, kam der Engel zu ihm,
lächelte und sprach: »O Prophet Allâhs, ich bringe dir ein gutes
Zeichen: Allâh hat einem Drittel deines Volkes (Umma) vergeben.« Der
heilige Prophet fragte: »Und die übrigen zwei Drittel?« Der Engel
antwortete: »Darauf weiß ich nichts zu sagen.«
In der nächsten Nacht, der des vierzehnten Sha‘bân, kam der Engel
Gabriel abermals zum heiligen Propheten Muhammad und hieß ihn wieder für
seine Gemeinde beten, auf daß Allâh der Herr sie vor der Hölle errette.
Der heilige Prophet betete und flehte wieder die ganze Nacht für sein
Volk. Am Morgen kam der Engel zu ihm und brachte ihm Kunde, daß Allâh
der Allmächtige in Seiner erhabenen Gnade sein Gebet erhört habe und ein
weiteres Drittel der Gemeinde des Propheten freigelassen habe. »Und was
wird aus dem dritten Drittel?« fragte der heilige Prophet. »Darüber
weiß ich nichts zu sagen«, antwortete der Engel.
Aber in der dritten Nacht, der Nacht des fünfzehnten Sha‘bân, kam der
Engel wiederum zum heiligen Propheten und sagte: »O Muhammad, dies ist
die heilige Nacht des fünfzehnten Sha‘bân, die voll unvergleichlicher
Gnade ist. In dieser Nacht läßt der Herr ein Vielfaches an
Barmherzigkeit auf die Menschen herab – sieh nur, richte dein Auge auf
den Himmel!« Der heilige Prophet hob den Kopf und schaute hinauf zum
Himmel, und es wurden ihm die geöffneten Himmelspforten gezeigt, die
Tore aller acht Paradiese weit geöffnet! Vor jedem Tor stand ein
torhütender Engel, und alle riefen: »O Bruder Gabriel, was ist dies für
eine besondere Nacht?« »Dies ist die Nacht der Gnade und Vergebung«,
sprach Gabriel zum heiligen Propheten, »drum bete die ganze Nacht
hindurch und ersuche deinen Herrn um Vergebung, und heiße auch deine
Gemeinde beten.«
Dann hörte der heilige Prophet den Engel des ersten Himmels, wie er
sprach: »Glücklich ist der, der in dieser Nacht Buße tut.« Und er hörte
den Engel des zweiten Himmels kundtun: »Glücklich ist der, der diese
Nacht im Gebet verbringt.« Der Engel des dritten Himmels sprach:
»Glücklich der, der in dieser Nacht Rukû’ macht, Verbeugung.« Der Engel
des vierten Himmels verkündete: »Glücklich der, der sich in dieser Nacht
in Sajda niederwirft.« Der Engel des fünften Himmels lehrte: »Glücklich
ist der, der in dieser Nacht den Herrn preist.« Und die Botschaft des
Engels des sechsten Himmels lautete: »Glücklich ist der, der in dieser
Nacht Gutes tut.« So lobten alle Engel des Himmels den Segen der
heiligen Nacht.
Der heilige Prophet fragte den Engel Gabriel, wie lange der Segen
dieser Nacht andauern würde, und der Engel antwortete: »Bis zum Anbruch
der Morgenröte.« Daher sollten wir diese heilige Nacht so viel wie
möglich mit Gebeten verbringen, denn
Barâ’a heißt soviel wie »Freispruch«, »Vergebung«.
Eines Nachts erwachte A‘îshâ’, die Frau des heiligen Propheten, und
fand den Propheten nicht an ihrer Seite. Sie erhob sich, um ihn zu
suchen, aber fand ihn auch nicht in den Häusern seiner anderen Frauen.
Dann ging sie zum Hause seiner Tochter Fâ†ima und fragte nach ihm. Er
war nicht dort. Sie suchten ihn gemeinsam, aber fanden ihn nirgends.
Schließlich sagte sein Schwiegersohn ‘Alî: »Ich weiß, wo wir ihn finden
werden.« Er führte sie zu dem Platz, der jetzt der Friedhof
Jannat al-Baqî‘
ist und den der heilige Prophet zu Lebzeiten oft aufsuchte. Dort fanden
sie ihn in einem Winkel kauern; sie sahen sein Licht, das gleich einer
Säule zum Himmel aufstieg. Sie näherten sich ihm, und Fâ†ima rief ihn:
»Vater, Vater …« Aber er gab keine Antwort.
Als sie zu ihm kamen, fanden sie ihn in Sajda am Boden liegen, und
Tränen strömten über sein Antlitz. Sie fielen auch neben ihm nieder und
begannen zu weinen. Dann fragten sie ihn: »O Prophet Allâhs, was hast du
vernommen? Ist es eine Offenbarung oder die Ankündigung einer
Katastrophe, einer Gottesstrafe, oder steht der Feind vor den Toren?«
»Nein«, antwortete ihnen der heilige Prophet, »weder Offenbarung noch
Feind, noch Gottesstrafe, aber wisset: Diese Nacht ist die Nacht von
Barâ’a,
Vergebung, und kein Gebet und keine Bitte werden in dieser Nacht
unerhört bleiben. Ich bitte Allâh darum, daß Er meine Gemeinde vor der
Hölle schütze, kommt und helft mir darum beten …« So beteten sie alle
gemeinsam in dieser Nacht, ‘Alî, Fâ†ima, Óasan, Óusain und ‘Â’isha, und
verharrten im Gebet bis zum Anbruch der Dämmerung.
Wir, die wir kaum imstande sind, für uns selbst zu beten, sollen der
Gebete dieser reinen, heiligen Seelen würdig sein? Möge Allâh uns
vergeben und ihnen tausendfachen Segen zuteil werden lassen und Gnade
und rechte Leitung der ungehorsamen Gemeinde Muhammads (s).
Übungen im Sha‘bân:
täglich:
100
Istaghfiru llâh
Ich bitte Allâh um Vergebung
2500
Allâhumma salli ‘alâ Muhammadin wa‘alâ âli Muhammadin wa sallim
O Allâh, schicke Segen auf Muhammad und auf die Leute Muhammads und Frieden
1000
Lâ ilâha illâ llâh
Kein Gott außer Allâh
100
Lâ ilâha illâ llâh, Muhammadu r-rasûlu llâh
Kein Gott außer Allâh, Muhammad ist der Gesandte Allâhs
[aus Amina Adil:
Ramadan]
Ramadan - Amina Adil
Quelle: Islampress.de