Schächten, das Gegenteil
von „betäubungslosem Schlachten“
Das rituelle Schlachten von Tieren,
deren Fleisch als Nahrung für uns Menschen dient, bei uns in
Deutschland „Schächten“ genannt, ist mit seiner genau
vorgeschriebenen Methode bekanntlich bei Juden und Muslimen, aber
auch bei vielen anderen Völkern in Afrika und Asien seit
Jahrtausenden in Gebrauch. Es wird von Kritikern zumeist als
archaisch-rückständig kritisiert, als barbarische Tierquälerei.
Für Muslime ist es in Deutschland inzwischen durch ein Gesetz
verboten, weil es angeblich im Widerspruch zum Tierschutz steht. Zu
dem merkwürdigen Kompromiss, das Tier erst mit Elektroschock zu
betäuben, kommen wir später.
Schon die maßgebliche Textstelle im
Tierschutzgesetz, Paragraf 4a, Absatz 1, macht deutlich, dass der
Gesetzgeber (und auch die sogenannten Tierschützer) von den
tatsächlichen Vorgängen beim Schächten offensichtlich keine Ahnung
haben. Hier heißt es: „Ein warmblütiges Tier darf nur
geschlachtet werden, wenn es vor Beginn des Blutentzugs betäubt
worden ist.“ Beim Schächten bewirkt eben dieser „Blutentzug“
für das Gehirn die Betäubung. Dadurch ist das Tier in ein paar
Sekunden bewusstlos. Diese Betäubung ist islamische und jüdische
Pflicht, denn Gott verbietet Tierquälerei. Es ist also ein großer
Irrtum, das Schächten als ein Schlachten des Tieres „bei
lebendigem Leibe und vollem Bewusstsein“ anzuprangern. Erst wenn
der Tod eingetreten ist, darf das Tier weiter geschlachtet, also
gehäutet, aufgebrochen, zerteilt etc. werden.
Man sollte also den Gesetzestext
folgendermaßen korrigieren: „Ein warmblütiges Tier darf nur
geschlachtet werden, wenn es vorher betäubt worden ist.“ Der
Blutentzug durch das Schächten ist aber eindeutig die sanfteste Art
der Betäubung, kein Vergleich mit dem Elektroschock, der das Tier,
wie schon der Name sagt, in einen Schockzustand versetzt. Deshalb
kann man diese Form des Schlachtens auch als die sanfteste Art
bezeichnen, ein Tier, das der Nahrung dient, zu töten. Voraussetzung
ist natürlich, dass es nicht von unerfahrenen Schlachtern gemacht
wird, die nicht gelernt haben, sorgfältig zu beachten, was dabei
wichtig ist.
Religiös ausgedrückt: Gott, der
bestimmte Pflanzen und Tiere geschaffen hat als Nahrung für die
Menschen, ist barmherzig auch dem Schlachttier gegenüber und möchte
nicht, dass es gequält wird. Deshalb sollten die Menschen Tiere so
schlachten, wie der Barmherzige es schon den Kindern Adams und deren
Nachkommen aufgetragen hat. Hinzu kommt der Respekt und die
Dankbarkeit dem Tier gegenüber, das als Geschöpf und Geschenk
Gottes gesehen wird.
Heute denkt niemand mehr an diese
Pflicht dem Schlachttier gegenüber. Für die moderne industrielle
Fleischproduktion, wie sie im Westen entwickelt wurde und inzwischen
überall auf der Welt in Gebrauch ist, ist das Tier ein
Fleischlieferant, den man so profitabel wie möglich im wahrsten
Sinne „ausschlachtet“. Dem fertig verpackten Fleisch im Kühlregal
des Supermarktes sieht man nichts von den Horrorszenarien eines
modernen Schlachthofes an. Es gibt inzwischen viel berechtigte Kritik
an dieser rein „marktorientierten“ Behandlung von Tieren, die
schon mit der wenig tierfreundlichen Aufzucht und Haltung beginnt.
Inzwischen werden mehr und mehr auch durch Berichte in den Medien
bekannt, was die Tiere alles erleiden müssen: männliche Rinder und
Schweine werden kastriert, den Schweinen wird der Ringelschwanz
gestutzt, bei Hühnern der Schnabel abgebrannt, alles ohne Betäubung.
Hähnchen-Küken werden, sobald man ihr Geschlecht feststellen kann,
bei lebendigem Leibe geschreddert, und das sind nur einige Tatsachen
von vielen anderen „Tierquälereien“, die auch bei den sog.
„Bio-Fleisch-Produzenten“ anzutreffen sind. Über all das sieht
der Gesetzgeber offensichtlich großzügig hinweg. So entlarvt sich
das Gesetz für die Betäubung durch Elektroschock vor dem Schlachten
als das Gegenteil von dem, was es zu schützen vorgibt, er ist der
Höhepunkt dieser Tierquälerei.
Der Hauptgrund für die vehemente
Verurteilung dieser Form des Schlachtens in der westlichen
Gesellschaft, aufgebracht durch Medien, Gesetzgeber und prominente
„Tierschützer“ wie Brigitte Bardot u. a., ist sicher die
Tatsache, dass deutlich sichtbar Blut fließt. Sichtbares Blut wirkt
offenbar ekelerregend, abschreckend, nicht umsonst wird es gerne als
Schockeffekt in Horrorfilmen eingesetzt. Kein Wunder, dass
Tierfreunde dadurch schockiert sind. Damit wird wirkungsvoll ein
Vorurteil aufgebaut, kaum jemand interessiert sich jetzt noch für
die wirklichen Vorgänge beim Schächten.
Was geschieht beim Schächten?
Zum Schächten wird das Tier sanft
veranlasst, sich auf die Seite zu legen. Auch größere Tiere,
Rinder, Kamele, legen sich auf die Seite wie zum Schlafen und
bleiben, ohne festgehalten zu werden, ruhig liegen, wenn man ihre
Augen mit den eigenen großen Ohren bedeckt. Auch das Zusammenbinden
der Beine ist nicht unbedingt nötig. Alles, was Aufregung
verursacht, auch schon beim Transport, soll vermieden werden.
Jetzt wird ein kurzes Gebet
gesprochen, danach schneidet der Schlachter die Haut am Hals des
Tieres unmittelbar unter dem Kieferknochen mit einem sehr scharfen
Messer von rechts nach links auf. Das geht schnell und leicht, weil
sich hier keinerlei Muskelfleisch, sondern fast nur Haut befindet.
Bei Rindern hängt manchmal ein Hautsack mit Fettgewebe locker unter
dem Hals, aber es gibt auch hier nur minimal Blutgefäße und Nerven
für die Versorgung der Muskulatur und Sinnesorgane am Kopf.
Das Tier erträgt den Schnitt geduldig.
Weder wehrt es sich, noch gibt es irgendwelche Schmerzenslaute von
sich, wie Filmaufnahmen beweisen. Es könnte ja auch den Hals
bewegen, um dem Schnitt auszuweichen, aber es zuckt nicht einmal
zusammen, wenn der Schnitt beginnt. Nebenbei: das Anbringen eines
Nasenringes durch die empfindliche Nasenscheidewand oder das
Einbrennen eines Brandzeichens auf dem Oberschenkel ist sicherlich
schmerzhafter.
Mit diesem gleichen Schnitt werden aber
auch nach Möglichkeit die Luftröhre und die beiden großen Arterien
rechts und links daneben schnell und sauber durchgeschnitten. Adern
und Luftröhre sind ebenfalls knorpelig und deshalb relativ
unempfindlich. Dann wird der Kopf sofort ein wenig nach oben gebogen,
damit kein Blut in die Luftröhre kommt, wodurch eine Art
Hustenreflex ausgelöst werden könnte. Denn wenn die großen Adern
am Hals durchgeschnitten werden, setzt sofort eine heftige
pulsierende, sprudelnde Blutung ein, bei großen Tieren spritzt das
Blut mit einem kräftigen Strahl heraus.
Das Gehirn bei Tieren ist sehr viel
kleiner als beim Menschen, bei Vögeln nicht mal so groß wie ein
Fingerglied, bei Rindern so groß wie eine geballte Faust. Es wird
ausschließlich durch diese 2 Arterien versorgt. Alle anderen
Blutgefäße für Kopf- und Gesichtsmuskulatur und die Sinnesorgane
sind davon völlig unabhängig und verlaufen separat zusammen mit der
Hals- und Nackenmuskulatur. Das Gehirn hat keine Verbindung mit
ihnen. Dadurch, dass jetzt die Blutzufuhr zum Gehirn komplett
unterbrochen ist und auch das noch im Gehirn vorhandene Blut durch
die großen Venen abfließt, wird das Tier sehr schnell bewusstlos,
selbst bei größeren Tieren dauert es gerade mal ein paar Sekunden.
Man erkennt diesen „Koma-Zustand“ daran, dass das Tier ruhig
liegt, es könnte sich ja wehren, versuchen aufzustehen oder
irgendwie körperlich reagieren. Jetzt lässt man das Tier in Ruhe,
falls die Füße zusammengebunden waren, werden die Fesseln gelöst.
Die Atmung ist nicht behindert. Das Herz schlägt weiter, weil die
Wirbelsäule und das Rückenmark, nach Möglichkeit auch die
Speiseröhre, unangetastet bleiben. Dadurch funktioniert auch der
gesamte Kreislauf weiter. Durch den Herzschlag wird das Blut aus dem
Körper gepumpt und mit ihm auch Schadstoffe, Keime und Viren. Es
dauert ein paar Minuten, bis durch das restlose Ausbluten der Tod
durch Herzstillstand eintritt, bei großen Tieren etwas länger als
bei kleineren. Manchmal gibt es während des Ausblutens noch
muskuläre Kontraktionen, etwa rhythmische Bewegungen der Beine.
Dabei handelt es sich um automatische Pumpreflexe, mit denen die
Muskulatur noch selbst Blut ansaugen will.
Das ist kein „Todeskampf“, so wie
er sich oft bei Tieren unmittelbar nach dem Elektroschock oder
Bolzenschuß mit heftigen Zuckungen der Beine äußert, die dann
meist durch weitere Elektroschocks beendet werden. Das geschächtete
Tier ist längst ohne Bewusstsein und stirbt in diesem Zustand sanft
und schmerzlos. Ein deutliches Zeichen für diese sanfte Art des
Sterbens ist die komplette Entspannung des Tierkörpers, die Beine
liegen locker, das Fleisch fühlt sich weich an. Erst wenn das Tier
tot ist, also kein Herzschlag mehr wahr zunehmen ist, der Blut nach
außen bringt, darf man es „aufbrechen“, aufschneiden, häuten,
zerteilen.
Weil der menschliche Körper dem eines
Säugetieres ähnlich ist, kann jeder selbst die hier beschriebenen
physiologischen Vorgänge in Gedanken nachvollziehen. Auch beim
Menschen liegen die Halsschlagadern leicht zu ertasten gleich neben
der Luftröhre unter der Haut. Jeder weiß, dass schon ein wenig
Strangulieren oder Würgen der vorderen Halspartie schnell schwindlig
macht, länger gehalten führt es zur Bewusstlosigkeit, selbst wenn
die Blutzufuhr dadurch nicht komplett unterbrochen ist. Und auch die
Humanmedizin weiß, dass der Tod durch Verbluten, wenn bei
Verletzungen die Blutung nicht zu stillen ist, ein schmerzloses
Einschlafen ist. Genauso sterben Selbstmörder, die sich die
Pulsadern aufschneiden, völlig schmerzlos, auch wenn das Verbluten
hier wesentlich länger dauert.
Ganz anders dagegen die übliche
Schlachtweise hier bei uns. Mit Elektroschock wird das Tier zunächst
betäubt. Er betäubt das Tier zwar in Sekundenschnelle, aber er ist
mindestens genauso schmerzhaft wie der Bolzenschuß in den Kopf oder
das Zertrümmern des Schädels mit einem Vorschlaghammer, mit dem man
früher hier die Tiere im Schlachthaus tötete. Sicher dauert das
Ganze auch nur ein-zwei Sekunden, aber der Schmerz ist so gewaltig,
dass sich der gesamte Körper des Tieres in dieser kurzen Zeit extrem
anspannt. Man sieht deutlich, wie das Tier zusammenzuckt oder sich
aufbäumt. Große Tiere, z. B. Rinder, bei denen der erste Schock zur
Betäubung oft nicht genügt und denen man dann weitere
Elektroschocks versetzt, brüllen auf und versuchen sich zu wehren.
Schlagartig verkrampft sich die gesamte Muskulatur. Bei Schweinen
richten sich schlagartig die Schlappohren auf, die Beine spreizen
sich steif vom Körper ab. Bei Rindern, die im Stehen auf diese Weise
malträtiert werden und dann meist zur Seite auf den Boden fallen,
ragen sie starr in die Luft. Das Tier ist jetzt völlig gelähmt,
auch wenn es noch nicht tot ist, aber es befindet sich im wahrsten
Sinne in einem sehr schmerzhaften Schockzustand, kann weder durch
Bewegung noch durch Laute darauf reagieren. Im Schlachthaus wird das
Tier jetzt noch lebend aber bewusstlos aufgehängt und seine
Bauchseite in Längsrichtung aufgeschlitzt.
Die Betäubung durch Elektroschock ist
das Schmerzhafteste, was man einem Tier zufügen kann, auch wenn es
nur eine Sekunde dauert. Und das soll nun keine Tierquälerei sein?
Eine Betäubung mit der Giftspritze,
wie man das in den USA seit einiger Zeit bei Todeskandidaten für den
elektrischen Stuhl macht, ist ausgeschlossen, weil man damit das
ganze Fleisch vergiften würde.
Jeder, der es genau wissen möchte,
kann sich diese verschiedenen Formen des Schlachtens anschauen, beim
islamischen Schlachter und im Schlachthaus. Alles, was hier
beschrieben ist, ist nachprüfbar. Man braucht keine
wissenschaftlichen Gutachten dazu.
Es gibt nun aber in Deutschland einen
interessanten Vorläufer für dieses diskriminierende Gesetz: das
Schächtungsverbot für Juden in der Nazizeit (1935). Offenbar ist
sich der Gesetzgeber dieser Parallele nicht bewusst. Auch hier wurde
die Methode des „koscheren“ Schlachtens als entsetzlich grausam
und barbarisch angeprangert, auch damals ging es nicht um die Tiere,
sondern darum, die Juden schlecht zu machen. In einer antijüdischen
Hetzschrift aus der Nazizeit zu diesem Thema, die ich einmal auf dem
Flohmarkt fand, ließ der Verfasser dazu noch seiner perversen
Fantasie freien Lauf und schilderte, wie jüdische Schlachter die
Blut verspritzenden Tiere, bevor sie tot sind, noch über den Acker
jagen, um mit ihrem Blut die Erde zu düngen...
In der neuen Bundesrepublik hatte
zunächst niemand etwas dagegen, wenn die wenigen jüdischen
Schlachter, die es hier gab, ihre Tiere „koscher“ schlachteten,
um ihre eigenen Leute zu versorgen. Erst in den 80er Jahren, als die
muslimische Fleischer in Deutschland für ihre Glaubensgenossen
begannen, „helal“ zu schlachten, erregten die Muslime mit ihrem
„barbarische Schlachten von Tieren, wenn sie noch leben“ die
Gemüter.
Mit Hilfe von Tierschutzargumenten
wurde dann das Gesetz zum „Schächtungsverbot“ gestrickt, ohne
sich genauer über die tatsächlichen Vorgänge zu informieren. Um
die Proteste der Juden zu vermeiden, wurde als Kompromiss angeordnet,
das Tier zuerst durch einen Elektroschock zu betäuben. Ein Tier
durch Elektroschock zu betäuben, um ihm Schmerz zu ersparen, ist
blanker Unsinn, er fügt dem Tier nur zusätzlich einen grausamen
Schmerz zu, was ich hoffentlich beweisen konnte. Kein Chirurg käme
auf die Idee, seinen Patienten mit Elektroschock zu betäuben, bevor
er die Operation beginnt. Tatsächlich ist durch die
Muskelverkrampfung auch das Ausbluten behindert, der Pulsschlag ist
geschwächt. Manche Tier bekommen sogar einen Herzschlag und sterben.
Fragt man sich angesichts all dieser
Fakten, warum trotzdem das Schächtungsverbot weiter besteht,
wird, so bleibt eigentlich nur eine Antwort übrig: es ist eine der
Maßnahmen, die sich gegen die Muslime richtet, ein Beispiel wie
Vorurteile und Ignoranz zur Gesetzesgrundlage wird. Das Gesetz nutzt
niemandem, sondern schadet nur den Tieren (und Menschen). Fazit: dass
gesetzliche Verbot, Tiere rituell, d.h. „helal/koscher“ zu
schlachten ist nicht nur überflüssig, es ist diskriminierend, steht
im Widerspruch zum Artikel 4 des Grundgesetzes und ist genau das
Gegenteil von „Tierschutz“, was es zu sein vorgibt. Es muss
ersatzlos gestrichen werden.
Bleibt nur noch zu sagen, dass auch
viele deutsche Verbraucher, und natürlich viele Juden, inzwischen
ihr Fleisch beim türkischen oder arabischen Schlachter kaufen. Es
schmeckt nicht nur besser und ist gesünder, es hält sich auch
erstaunlich lange. Auch das kann man selbst testen. Man braucht nur
von beiden Schlachtarten ein wenig Fleisch länger stehen lassen. Das
nicht „koschere“ Fleisch fängt schon nach einen Tag an zu
riechen, während das andere „helal/koscher“ geschlachtete auch
ohne Kühlung erstaunlich lange frisch bleibt, über eine Woche, wie
wir feststellen konnten. Und wenn man weiß, dass so geschlachtetes
Fleisch in wärmeren Ländern auch ohne Kühltechnologie die Menschen
dort ernährt, dann begreift man, dass diese Art des Schlachtens, die
schon der Prophet Abraham/Ibrahim –Gottes Frieden auf ihm –
ausübte und an seine Nachkommen weitergab, ein Segen Gottes ist.
Ahmed Kreusch, 2012