MI´RÂJ
In der Nacht zum 27. Rajab wird der Nacht- und der Himmelsreise
unseres geliebten Propheten gedacht und zu diesem Anlaß gefastet und
gebetet.
Es ist uns nach den ältesten Quellen* überliefert, daß dem heiligen
Propheten, nachdem er in Jerusalem gebetet hatte, eine wunderschöne
Leiter gebracht wurde, die ihn zum Himmelstore hinaufführte, sodann
wurde er vom Engel Gabriel durch alle sieben Himmel geführt.
Im untersten Himmel erblickte er unseren Vater Adam (as), an dem die
Seelen der Verstorbenen vorüberzogen. Dieser urteilte über die Guten:
„Eine gute Seele aus einem guten Körper!“, während er über die
Schlechten mit finsterem Gesicht sprach: „Wie abscheulich! Eine
schlechte Seele aus einem schlechten Körper!“
Und Muhammad (s) begegnete Jesus und Johannes im zweiten Himmel. Im
dritten Himmel traf er auf Joseph, den Sohn Jakobs, im vierten Himmel
Idrîs. Im fünften Himmel staunte er über die Schönheit des Aaron, des
Sohnes des Imrân, im sechsten Himmel fand er Moses vor, einen Mann von
dunkler Farbe und großem Wuchs mit gekrümmter Nase.
Im siebten Himmel schließlich sah er einen Mann beim Tor zum
Paradiese sitzen, durch das jeden Tag siebzigtausend Engel eintraten,
die erst am Tag der Auferstehung wiederkehren, ein Mann, der ihm
außerordentlich ähnlich sah. Der Engel Gabriel sagte ihm, daß es Abraham
sei – der Friede sei auf ihnen allen.
Und sie betraten das Paradies. Im siebten Himmel wurde der heilige
Prophet zu Allâh dem Allmächtigen gebracht, der ihm pro Tag fünfzig
Gebete zur Pflicht machte. Als er auf dem Rückweg an Moses vorbeikam,
schickte dieser ihn zurück mit den Worten: „Das Gebet ist eine schwere
Last, und dein Volk ist schwach. Bitte deinen Herrn um Erleichterung.“
Und er schickte ihn noch einmal und noch einmal, sooft zurück, bis der
Allbarmherzige die Anzahl der Gebete auf fünf verringert hatte. Als
Moses ihn ein weiteres Mal zurückschicken wollte, schämte sich Muhammad,
die Bitte nochmals vorzutragen und versprach dafür: „Jedem von euch,
der diese fünf Gebete gläubig und ergeben verrichtet, werden sie wie
fünfzig Gebete vergolten werden.“
Es ist
wajib, tags zu fasten und nachts zu beten. Es ist
versprochen, daß aufrichtiges Fasten an diesem Tag so hoch belohnt wird,
als habe man einhundert Jahre gefastet und gebetet. Als zusätzliche
Übungen wird empfohlen:
NACHTREISE UND HIMMELSREISE
Die Hadîthe über ’Isrâ’ und Mi‘râj, „Nachtreise“ und „Himmelsreise“
des Propheten Muhammad (s), sind überliefert von Ibn ‘Abbâs und vielen
anderen Prophetengefährten, von Khalif ‘Umar, Khalif ‘Alî, Ibn Mas’ûd,
Ibn ‘Umar, Abû Hurairah, Anas, Jabir, ‘A’îshah bint Abû Bakr und Umm
Hâni’ – möge Allâh mit ihnen allen zufrieden sein.
– ’Isrâ’ (von arab.
sarâ, laufen in der Nacht) bedeutet des heiligen Propheten „Nachtreise“ von Mekka nach Jerusalem, mi‘râj (von arab.
‘araja,
hinaufsteigen) ist sein Aufstieg in die sieben Himmel mittels der
himmlischen Leiter, auf der der Erzengel Jibrîl (as) ihn führte. –
Ibn Qutaiba (gest. 267 H.), Ibn Abdalbar (gest. 463 H.), Ibn Rafî
und Al-Nawawi haben nachgewiesen, daß die beiden Ereignisse im Monat
Rajab stattfanden. Allamah ‘Abdul Gani Mugaddsi und Fagi Muhaddith Abû
Muhammad al-Hussein Ibn Mas‘ûd Al Bagwi Shafî, Musnnif und Mualim
ul-Tauzil bestätigen, daß es am 27. Rajab war.
Großsheikh ‘Abdullâh ad-Daghistânî – möge Allah seine Seele heiligen
– berichtet, während des Lebens des heiligen Propheten Muhammad (s) auf
dieser Welt habe das Ereignis der mi‘râj 12000 mal stattgefunden. Das
bedeutet, daß der heilige Prophet (s) 12000 mal von Seinem Herrn in die
Göttliche Gegenwart eingeladen worden ist. Und nachdem er diese Welt
verlassen hatte, ging er für immer in die Göttliche Gegenwart Allâhs des
Allmächtigen ein, worin er bleiben wird bis zum Tage des Gerichts, von
da ab er mit Seinem Herrn sein wird in Ewigkeit.
Ibn ‘Abbâs, möge Allâh mit ihm zufrieden sein, erzählte das
folgende: Ich hörte den heiligen Propheten Muhammad (s) sagen: „Wir
waren im Hause von Umm Hâni’, möge Allâh mit ihr zufrieden sein, der
Tochter von Abû ‡âlib. Ihr richtiger Name ist Fakita. Es war Montag
nacht am 27. des Monats Rajab im achten Jahr der Prophetenschaft. ... Es
klopfte an der Tür. Fâtima ging hinaus, um zu sehen, wer es war. Als
sie die Tür öffnete, traf sie einen Mann an, der sehr gut gekleidet war
und zwei grüne Flügel hatte. Seine Flügel erstreckten sich von Osten
nach Westen. Auf dem Kopf hatte er eine Krone, die mit Perlen und
Edelsteinen besetzt war und auf der geschrieben stand:
Lâ ilâha illâ llâh Muhammadur Rasulullâh.
Fâtima fragte den Mann: „Zu wem wollt Ihr?“
Der Mann antwortete: „Ich will zu Muhammad (s).“
Muhammad (s) trat sogleich hinaus und verstand, daß die Person niemand anderes als der Erzengel Jibrîl (as) war.
Jibrîl (as) sagte: „O mein Geliebter, komm und lege reine Kleidung
an und beruhige dein Herz! Wahrlich, in dieser Nacht ruft dein Herr,
Allâh der Allmächtige, dich, Er, der niemals schlummert noch schläft.“
Von Malik bin Sa’Sa’a radiya llâhu anhu wird berichtet, daß, als
Muhammad (s) in Glückseligkeit hinaustrat, die Engel seine Brust
öffneten, sein Herz herausnahmen und es in
Zam Zam-Wasser
wuschen, es dann mit Glauben und Weisheit aus einem goldenen Gefäß
anfüllten und es dann in seine geheiligte Brust zurücklegten.
Der heilige Prophet fuhr fort: „Dort auf dem Feld traf ich auf ein pferdeähnliches Tier, genannt
Burâq,
an Jibrîls (as) Seite. Es ist ein Tier, das keine Ähnlichkeit mit
anderen Tieren hat. Es ist kleiner als ein Maultier, größer als ein Esel
und hat eine weiße Farbe. Es hatte ein menschliches Gesicht und war das
schönste Tier im Vergleich zu allen Geschöpfen dieser Welt. Seine Mähne
war mit Perlen geschmückt und seine Ohren mit grünen Smaragden. Seine
Augen sahen wie Sterne aus und strahlten wie die Sonne. Dieses Tier kann
durch niemanden gepriesen werden, es sei denn durch Allâh den
Allmächtigen. Als ich dieses Tier sah, war ich erstaunt über seine große
Schönheit. Ruhm sei Allâh.“
Burâq scheute, den Propheten aufsitzen zu lassen, wurde dann aber
von Jibrîl zurechtgewiesen: „Beruhige dich, o Burâq, du solltest dich
schämen, vor dem Meister der Geschöpfe davonzulaufen. Dem, der in der
Sicht Allâhs der beste ist und besser als die gesamte Schöpfung.“
Muhammad mußte Burâq darauf versprechen, daß er am Tage des Gerichts für
ihn Fürsprache einlegen und ihm die Ehre erweisen werde, sich auf
seinem Rücken tragen zu lassen.
Der heilige Prophet Muhammad fuhr fort: „Der Burâq rief mich, und
ich stieg auf. Wir begannen unsere Reise mit großer Geschwindigkeit
mitten durch den Himmel, bis wir einen bestimmten Platz erreichten, wo
Jibrîl mich absteigen und gemäß der Überlieferungen des Propheten
Ibrâhîm (as) zwei Raka‘ât beten hieß.“ Der Platz war Wad al-Aqiq in der
Wüste.
Der heilige Prophet (s) fuhr fort: „Dann bestieg ich Burâq, und wir
setzten unsere Reise fort. Als wir weiterritten, hörte ich eine Stimme
zu meiner rechten Seite, die sagte: ‚Halt, o Muhammad, laß mich dir und
deiner Gemeinde einen Rat geben.‘ Aber ich achtete nicht darauf und
setzte meine Reise fort, ohne anzuhalten oder hinter mich zu schauen,
und es war Allâhs Barmherzigkeit auf mir und meiner Gemeinde. Als wir
unsere Reise fortsetzten, hörte ich einen anderen Ruf zu meiner linken
Seite, die rief: ‚Halt, o Muhammad! Laß mich dir und deiner Gemeinde
einen Rat geben.‘ Wieder schenkte ich keine Aufmerksamkeit und setzte
meine Reise fort, ohne anzuhalten oder hinter mich zu schauen. Und es
war auch Allâhs Barmherzigkeit auf uns. Als wir weiterreisten, traf ich
eine Frau mit gestriegeltem Haar, die sich sehr schön mit Juwelen,
Perlen und Rubinen geschmückt hatte. Allâh hatte sie in großer Schönheit
erschaffen. Diese Frau rief mich und sagte: ‚Halt, o Muhammad! Laß mich
dir und deiner Gemeinde einen Rat geben.‘ Wir hielten nicht an, sondern
setzten vielmehr unsere Reise fort, bis wir Jerusalem erreichten, und
dies war wieder Allâhs Barmherzigkeit an mich und meine Gemeinde. Dort
sah ich einen jungen hübschen Mann zu meiner Rechten. Als der Jüngling
mich sah, kam er mir entgegen. Dieser junge Mann grüßte mich und umarmte
mich und verschwand dann.“
Da fragte der heilige Prophet Muhammad (s) Jibrîl (as) nach einer
Erklärung zu den Rufen, die er auf seinem Weg von Mekka nach Jerusalem
gehört hatte.
Jibrîl (as) antwortete: „O Muhammad (s), der erste Ruf war von den
Christen. Siehe! Wenn du ihnen geantwortet hättest, würde deine gesamte
Gemeinde nach dir Christen werden.
Während der zweite Ruf von den Juden kam. Siehe! Wenn du ihnen
geantwortet hättest, würde deine gesamte Gemeinde nach dir Juden werden.
Die geschmückte Frau schließlich war die materielle Welt.
Und siehe! Wenn du ihrem Ruf geantwortet hättest, dann würde die
Gesamtheit deiner Gemeinde diese zeitliche und materielle Welt statt des
Ewigen und des Jenseits wählen. All diese Rufe kamen aus der Wüste in
der Hölle aus einer Entfernung von 500 Jahren.“
Muhammad (s) fragte: „O mein Bruder Jibrîl (as), und was ist mit dem Jüngling, der mich grüßte?“
Jibrîl antwortete: „O Geliebter Allâhs, dieser Junge ist die
Religion Allâhs des Allmächtigen, und wahrlich, deine Gemeinde wird bei
dieser Religion bleiben und daran festhalten bis zum Tage des Gerichte.
Al-hamdu lillâh.“
Dann führte Jibrîl Muhammad (s) in den Bayt al-Maqdis, wo er ihn
zwischen einem Glas Wein, Wasser und Milch wählen ließ. Nachdem er die
Milch gewählt und einen Teil davon getrunken hatte, sagte Jibrîl:
„Siehe, hättest du den Wein genommen, wäre deine gesamte Gemeinde
vom rechten Weg abgekommen. Und siehe! Hättest du Wasser genommen, dann
wäre wahrlich deine ganze Gemeinde verlorengegangen. Und siehe! Hättest
du das ganze Glas Milch ausgetrunken, dann würde am Tag des Gerichts
keiner von denen, die dir folgen, jemals in die Hölle eingetreten sein.“
Als Muhammad dies hörte, ersuchte er Jibrîl um einen Wunsch, indem
er sagte: „O mein Bruder Jibrîl, gib mir das Glas Milch zurück, damit
ich es ganz austrinken kann.“
Aber Jibrîl wies dies zurück und sagte: „Das kann nicht sein, o
Muhammad! Das Gebot ist ausgesprochen, und die Feder hat geschrieben.“
Worauf Muhammad hinzufügte: „All dies ist in das Göttliche Buch der
Geschicke geschrieben worden, das Buch Allâhs des Allmächtigen.“
Nach einigen anderen Quellen, berichtet von Bahiqi, Muslim und
Nashruttîb, war es hier in Bayt al-Maqdis, Jerusalem, in der Al-Aqsa
Moschee, daß sich alle früheren Propheten und Gesandten, angefangen von
Adam bis ‘Îsâ, möge Allâh sie alle segnen, sich versammelt hatten in
Erwartung der Ankunft des Propheten Muhammad (s). Bei seiner Ankunft
erscholl der Ruf zum Gebet (âdhân), nach dem sich die Versammlung der
Propheten, Gesandten und Engel in geordneten Reihen aufstellte und das
gemeinsame Gebet hinter Muhammad als ihrem Imâm betete. Nach den Gebeten
trugen die früheren Propheten und Gesandten ihre jeweiligen Predigten
vor. Schließlich war der heilige Prophet Muhammad, der Stolz der
Schöpfung, an der Reihe, und er sprach:
„Aller Preis sei Allâh, Der mich zu einer Barmherzigkeit für die
Welten machte, einem, der den Menschen gute und schlechte Neuigkeiten
bringt. Er gab mir den Qur’ân, welches ein vollständiges Buch der
Führung ist, und ließ meine Nachfolger eine gemäßigte Gemeinde sein, die
die ersten im Rang sind und die letzten in der Zeit. Er half mir bei
meiner Aufgabe und Arbeit und ehrte meinen Namen und mein Andenken. Er
ließ mich an Licht und Seele der erste sein und der letzte, der
erscheint.“
Als der heilige Prophet Ibrâhîm (as) dies hörte, sagte er zu allen:
„Was dies betrifft, so hat der geliebte Muhammad (s) euch alle an Rang,
Ehre und Stufe übertroffen.
Aus diesen Gründen ist der heilige Prophet Muhammad (s) auch bekannt
als der Imâm ul-Anbiyâ’, welches bedeutet, Meister der Gesandten und
Propheten. Später traf er die Propheten einzeln in den Himmeln.
(Ausschnitte aus: Isra wal Mi‘raj, transl. and comp. by Abdul Hamid Butt, Nairobi 1991, 100 S.)
Über die Mi‘râj sagte der heilige Prophet Muhammad (s): „Dann
brachte mein Gefährte Jibrîl mich in die Wüste, und dort kam die
himmlische Leiter vom Himmel auf die Erde herab. Mit Gold und Silber war
sie geschmückt, mit Chrysolith und roten Rubinen. Ich habe niemals
etwas Schöneres und Besseres gesehen auf dieser Erde als die himmlische
Leiter.“
AUFSTIEG IN DEN ERSTEN HIMMEL
Der heilige Prophet Muhammad (s) fuhr fort zu erzählen: „Da hielt
Jibrîl mich fest, Brust an Brust, und bedeckte mich mit seinen Flügeln.
Dann begannen wir die himmlische Leiter hinaufzuklettern. Auf unserem
Weg erblickten meine Augen Menschen im Gebet, und ich sah auch Engel so
viele an der Zahl, daß man sie nicht zählen konnte. Sie alle priesen und
lobten Allâh den Allmächtigen. Dann sah ich sich drehende Sterne, und
sie erschienen wie riesenhafte Gebirge. Schließlich erklommen wir den
ersten Himmel, der as-Samâ’u d-Dunyâ (der untere Himmel) genannt wird.
All dies geschah in der Kürze eines Augenblicks, und die Entfernung von
der Erde bis zum ersten Himmel betrug eine Zeitspanne von 500 Jahren.“ …
Muhammad (s): „Dann öffneten sie die Tür, und wir traten hinein.
Dieser Himmel ist wie Rauch, und er nennt sich Rafî‘ah (hochrangig). Es
war kein Platz darin, seinen Fuß aufzusetzen, weil die Engel überall
beteten, einige im ruku, der gebeugten Haltung, einige in sujjud, der
Niederwerfung.
Hier sah ich zwei breite Flüsse, und ich fragte meinen Bruder
Jibrîl: ‚Welche sind diese breiten Flüsse?‘ Er antwortete, daß es die
Flüsse Nil und Euphrat wären. Und wahrhaftig entspringen ihre Quellen im
ersten Himmel. Dann sah ich einen anderen Fluß, der eingezäunt war, und
sein Zaun war geschmückt mit Perlen und Chrysolith. Ich ließ meine Hand
spritzend durch den Fluß fahren und nahm einen starken Duft von Musk
wahr, worauf ich Jibrîl (as) fragte, was für ein Fluß das wäre. Jibrîl
erzählte mir, daß es der Fluß Kauthar war, den Allâh der Allmächtige mir
geschenkt hatte.“
Der heilige Prophet fuhr fort: „Dann sah ich einen sehr großen
Engel, reitend auf einem Pferd, das von leuchtendem Licht (nûr)
erschaffen war. Dieser große Engel hatte den Befehl über 70000 andere
Engel, und in Händen eines jeden von ihnen war eine Waffe, geschmiedet
aus strahlendem Licht. Sie waren Soldaten Allâhs des Allmächtigen. Wenn
jemand hier auf Erden eine Sünde begeht, dann macht einer dieser Engel
eine Meldung.“ … Doch wenn er bereut, wird ebenso Allâhs Barmherzigkeit
verkündet.
Der heilige Prophet traf Ismâ‘îl (as), den Verwalter des ersten Himmels, und nahm seine guten Wünsche entgegen.
„Dann lief ich nach vorne und sah einen anderen Engel, dessen Körper
halb aus Eis und halb aus Feuer erschaffen war. Das Feuer schmilzt
nicht das Eis, und das Eis erlischt nicht das Feuer. Sie sind beide
zusammen. Dieser Engel hatte eintausend Köpfe. Auf jedem Kopf waren
eintausend Gesichter, auf jedem Gesicht eintausend Münder, und in jedem
Mund eintausend Zungen, die Allâh den Allmächtigen in je einer anderen
Sprache priesen und lobten.“ …
AUFSTIEG IN DEN ZWEITEN HIMMEL
„Dann erstiegen wir den zweiten Himmel in der Geschwindigkeit eines
Augenblicks. Die Distanz zwischen erstem und zweitem Himmel betrug
fünfhundert Jahre. ... Dann öffneten sie die Tür, und wir traten ein.
Dieser Himmel war aus Eisen gemacht, und weder kann man oberhalb seiner
gelangen, noch gibt es einen Weg in ihm. Dieser Himmel wird Mâ‘ûn
(Unterstützung) genannt. Hier sah ich viele Engel auf Pferden reiten,
sie trugen Rüstungen und hatten Waffen in ihren Händen. Ich fragte
Jibrîl: ‚Wer sind diese Leute?‘“
Jibrîl antwortete: „Dies sind die Soldaten unter den Engeln. Allâh
erschuf sie, damit sie die Muslime (Gläubigen) am Tag des Gerichts
beschützen und ihnen zum Sieg verhelfen.“
Muhammad fuhr fort: „Ich sah in diesem Himmel zwei junge Männer, die sich ähnlich sahen. Ich fragte Jibrîl: ‚Wer sind sie?‘“
Jibrîl antwortete: „Einer ist Yahyâ, Sohn des Zakharia, während der
andere ‘Îsâ, Sohn der Maryam, ist – Friede und Segen auf ihnen beiden.“
Und sie grüßten ihn und hießen ihn mit guten Worten willkommen.
AUFSTIEG IN DEN DRITTEN HIMMEL
„Der dritte Himmel war aus Messing gemacht und wird Muzayyan
(geschmückt) genannt. Hier sah ich Engel mit einer grünen Fahne, auf der
geschrieben stand:
Lâ ilâha illâ llâh Muhammadur Rasulullâh.
Jibrîl sagte: ‚Diese sind Engel der Lailatu l-Qadr und des Monats
Ramadân. Sie suchen auch nach Leuten, die zusammensitzen und Allâhs
gedenken (dhikr). Sie besuchen Leute, die Glauben an die Einheit Allâhs
haben, und sie grüßen ebenso mit Güte diejenigen, die nachts beten
(tahajjud).‘“
Der Prophet Muhammad (s) traf dort den Propheten Dâwud und dessen
Sohn Sulaimân, Friede und Segen auf ihnen, sowie den gesegneten
Propheten Yûsuf. Sie alle grüßten ihn in Glückseligkeit und beteten mit
ihm – wie es vom Propheten Ibrâhîm (as) überkommen ist.
AUFSTIEG IN DEN VIERTEN HIMMEL
Dieser Himmel ist aus Silber gemacht und heißt Zahîrah (strahlend).
„In ihm sah ich Wunder meines Herrn und viele Engel. Ich sah eine
Person mit strahlendem Licht auf dem Gesicht und ruhigem Herzen.
Jibrîl sagte: ‚Er ist dein Bruder Idrîs (as), den Allâh hochgeehrt und ihm eine hohe Stufe gegeben hat.‘“ …
„Später sah ich dann einen großen, ehrfurchtgebietenden,
majestätischen Engel. Seine Füße standen unten auf der siebten Welt,
während sein Kopf sich genau unter Allâhs Thron befand. Er saß auf einem
Stuhl von strahlendem Licht. Vor ihm waren Engel, einige zu seiner
Rechten und einige zu seiner Linken. Sie warteten auf Allâhs Göttliches
Gebot. Auf seiner rechten Seite waren die bewahrten Göttlichen Tafeln,
und zu seiner Linken befand sich ein großer Baum. Weder lacht noch
lächelt er, dieser Engel, und unaufhörlich fixiert sein Blick die
Göttlichen Tafeln, sie niemals aus den Augen verlierend. Ich fragte
Jibrîl: ‚Wer ist er?‘“
Jibrîl (as) antwortete: „Er ist derjenige, der den Geschmack des
Todes bringt, der die Liebenden trennt, der das Zuhause zerbricht, der
Gräber erbaut, der Kinder zu Waisen und Frauen zu Witwen macht, und er
ist der, der Liebende verletzt: Er ist Malaku l-Maut, der Engel des
Todes. Azrâ’îl (as) ist sein Name. – Azrâ’îl und Mâlik (as), der Engel,
der das Feuer in der Hölle bewacht, haben seit ihrer Erschaffung
niemals gelacht oder gelächelt.“
Muhammad (s) sagte: „Ich grüßte Azrâ’îl (as), aber er weigerte sich, meine Grüße zu erwidern.“
Jibrîl fragte ihn: „Warum hast du dem Meister der Geschöpfe und Geliebten Allâhs des Allmächtigen nicht geantwortet?“
Muhammad (s) berichtet: „Sobald er dies von Jibrîl hörte, stand er
auf und grüßte mich in Glückseligkeit und gab gute Nachricht:
„Glückseligkeit ist dein, o Muhammad, und alles Gute ist mit dir und
deiner Gemeinde bis zum Tage des Gerichts.“
Da nahm Azrâ’îl (as) den heiligen Propheten (s) beiseite und sagte:
„O Geliebter Allâhs, vergib mir, ich hatte nicht gewußt, daß du es
warst, bis Jibrîl es mir erzählte. ... Bitte vergib mir.“
Dann fuhr Muhammad fort: „O mein Bruder Azrâ’îl, ist dies dein Platz im vierten Himmel?“
Azrâ’îl antwortete: „Ja. Seit meiner Erschaffung bis zum Tage des Gerichts war und werde ich immer hier sein.“
Und Azrâ’îl berichtet dem Propheten alles über den Tod und das Grab und den Baum des Lebens.
WAS DER TODESENGEL DEM PROPHETEN ERZÄHLTE
Der heilige Prophet Muhammad fragte den Todesengel Azrâ’îl, den er
im vierten Himmel traf, wie er den Menschen den Tod bringe, wo er doch
die ganze Zeit hindurch an einem und demselben Platz im Himmel sitzen
würde.
Azrâ’îl (as) antwortete: „Wahrlich bei Allâh dem Allmächtigen, Er
hat meine Arbeit leicht gemacht und hat mir Engel gegeben, fünftausend
an der Zahl. Ich habe sie auf der Erde zu besonderen Arbeiten
eingeteilt. Wenn die Todeszeit eines Menschen gekommen ist, ist sein
Unterhalt beendet, und seine Lebenszeit ist erloschen. Dann sende ich
vierzig Engel zu dieser Person, daß sie ihm die Seele herausziehen und
sein Leben wegnehmen. Sie beginnen damit, daß sie ihm das Leben aus den
Adern, dem Fleisch und dem Blut nehmen. Sie beginnen an den Nägeln der
Zehen damit, bis sie die Knie erreichen. Wenn sie die Knie erreichen,
beginnt die sterbende Person, totes Fleisch zu riechen. Und wenn sie von
den Knien aufwärts den Bauchnabel erreichen, dann spürt die sterbende
Person den Geruch des Verhängnisses. Erreichen sie schließlich die
Spitze des Kopfes, beginnt hier der Sterbende, sich zu ängstigen. Unter
den vierzig Engeln sind zwei, einer ist der Engel der Barmherzigkeit,
und er ist strahlend wie die Sonne und hat Leichentücher aus dem
Paradies und Waffen aus Licht in Händen. Während der andere der
Racheengel des Zorns ist. Er ist mit Teer ausgerüstet, Hüllen von
Dunkelheit, und in Händen hält er Waffen aus Feuer.
Diese Engel warten auf ein Signal von mir, und wenn die Zeit
gekommen ist, schicke ich ihnen ein Signal innerhalb eines Augenblicks.
Wenn der Sterbende ein Gläubiger war, sende ich ihm den Engel der
Barmherzigkeit. Er wird zu ihm freundlich kommen, Grabdecken und Umhänge
aus dem Paradies bereithalten, er wird weich und empfindsam mit Waffen
aus Licht ihm die Seele entnehmen und sie ins Paradies bringen. Er wird
sie zum Fluß al-Kauthar bringen und sie kurz darin abspülen, und der
Seele des Gläubigen werden wie versprochen die Freuden des Paradieses
gezeigt werden.
Wenn der Sterbende aber einer ist, der rebellisch gegen seinen Herrn
war und ohne zu bereuen stirbt, dann schicke ich ihm den Engel des
Zorns, daß er ihm die Seele nehme. Dieser Engel wird ihm mit Macht und
unter schrecklicher Pein die Seele herausreißen und Waffen aus Feuer
dazu benutzen. Wenn er sie herausgezogen hat, schleppt er sie zu einem
Platz, der Sijjîn heißt, welches ein Gefängnis in einer dunklen
schwarzen Wüste auf der siebten und untersten Erde ist. Hier werden die
Ungläubigen und die schlechten Leute gefangengehalten bis zum Tag des
Gerichts.“
(In einem anderen Bericht wird gesagt, daß, sobald die Seele des
Menschen von den Engeln herausgezogen wird, Azrâ’îl sie mit den Händen
ergreift, und wenn es die Seele eines Gläubigen ist, er sie mit der
rechten Hand fängt und an einen glückseligen Ort namens Illiyûn setzt,
wo des Gläubigen Seele ausruht bis zum Tage des Gerichts, wohingegen,
wenn eine Person ein Ungehorsamer oder ein Ungläubiger war, er dessen
Seele mit der linken Hand fängt und sie an einen Ort, genannt Sijjîn,
trägt.)
Muhammad (s) fragte: „Woher weißt du, ob jemandes Zeit gekommen ist oder nicht?“
Azrâ’îl (as) antwortete: „Dort ist der Baum des Lebens. Wie du sehen
kannst, ist er mit Myriaden von kleinen Blättern bedeckt, die kleiner
sind als die Blätter eines Olivbaumes und viel zahlreicher. Immer wenn
ein Mensch auf Erden geboren wird, entsprießt dem Baum ein neues Blatt,
auf dem der Name der Person geschrieben steht. Durch diesen Baum weiß
ich, wer geboren wurde und wer sterben soll. Wenn eine Person im Begriff
ist zu sterben, beginnt sein Blatt zu verwelken und zu vertrocken, und
fällt vom Baum auf eine Tafel. Dann wird der Name der Person von der
Göttlichen bewahrten Tafel ausgelöscht. Dieses Ereignis geschieht
vierzig Tage vor dem tatsächlichen Tod der Person auf der Erde. Wir
werden vierzig Tage im voraus über seinen oder ihren bevorstehenden Tod
unterrichtet. Diese Person selbst weiß es vielleicht nicht und wird ihr
Leben voller Hoffnungen und Pläne fortsetzen, aber wir hier in den
Himmeln, wir wissen von seinem herannahenden Tod, weil wir die Nachricht
haben. Allâh der Allmächtige hat gesagt: Eure Nahrung wurde in den
Himmeln aufgeschrieben, wie euch versprochen. In dem Moment, da wir
sehen, daß das Blatt verdörrt und verwelkt, mischen wir es der Nahrung
dieser Person bei. Vierzig Tage vor seinem Tod beginnt er, sein Blatt
vom Lebensbaum zu verzehren, ohne es zu wissen. Nur noch vierzig Tage
verbleiben dann von seinem Leben in dieser Welt, wonach keine Versorgung
mehr für ihn übrig ist, um weiterzuleben.“
Der Todesengel bat schließlich den Propheten Muhammad um Fürsprache
am Tage des Gerichts und sagte: „Vielleicht bin ich zu manchen Zeiten
mißverstanden worden, vielleicht habe ich meine Aufgabe gegenüber meinem
Herrn nicht gut genug ausgeführt.“ …
Muhammad (s) sagte: „O mein Bruder Azrâ’îl, zeige mir dein
natürliches Gesicht, mit dem Allâh dich erschaffen hat und die Art und
Weise, wie es aussieht, wenn du die Seele fängst und deine Arbeit tust.“
Azrâ’îl (as) sagte: „O mein Geliebter, du kannst mich nicht in dieser Form sehen.“
Muhammad (s) sagte: „Ich verspreche dir, daß ich es ertragen werde.“
Zu diesem Zeitpunkt hörte Azrâ’îl (as) Allâh sagen: „Verweigere dich nicht des Wunsches meines geliebten Muhammad.“
Als der Engel des Todes dies hörte, wandelte er sein Gesicht
augenblicklich in seine ursprüngliche Form, in der er erschaffen war und
in der er seine Arbeit, den Tod zu bringen, verrichet.
Muhammad (s): „Als ich den Engel des Todes sah, sah ich die ganze
Welt in seiner Hand wie einen Dirham (Münze). Ich verlor mein Bewußtsein
und verharrte schockiert. Sofort kam Jibrîl (as) und hielt seine Hand
auf meine Brust, worauf ich mein Bewußtsein wiedererlangte.“
Jibrîl (as): „O Muhammad (s), nach dem Grab gibt es nichts außer
Dunkelheit, giftigen Schlangen und der Befragung von Munkar (as) und
Nakir (as), den Engeln des Grabes.“
Muhammad (s) verabschiedete sich von Azrâ’îl und traf im vierten
Himmel noch den Propheten Ibrâhîm (as), den Freund Allâhs, der ihm
ankündigt, daß Jibrîl ihn noch bis in die Göttliche Gegenwart bringen
werde, damit er dort den Göttlichen Segen, Gnade und Ehre erhalte.
FÜNFTER, SECHTER UND SIEBTER HIMMEL
Der heilige Prophet Muhammad (s) berichtet: „Dann stiegen wir hinauf
in den fünften Himmel … Dieser Himmel war aus rotem Gold und ist
Munîrah (leuchtend) geheißen. In ihm sah ich Allâhs Geschöpfe. Ich sah
einen großen Engel, der so groß war, daß, wenn Allâh der Allmächtige ihm
befohlen hätte, alle sieben Himmel zu verschlingen, er dies leicht
hätte tun können wegen seiner gigantischen Größe. Ich sah eine Tür, auf
der zwei Sätze geschrieben standen:
Lâ ilâha illâ llâh, Muhammadur Rasulullâh.
Als ich dies vorlas, öffnete sich das Schloß dieser Tür und fiel
herab. Dann öffnete sich die Tür. Ich sah diesen Himmel vor strahlendem
Licht funkeln, welches von der Siebten Erdschicht kam, und dafür kam aus
der Hölle Dunkelheit, und in ihr war Dunkelheit von dem Göttlichen
Zorn Allâhs des Allmächtigen. Der Rauch dort stand still und bewegte
sich nicht. In ihm sah ich einen gewaltigen Engel. Sein Gesicht war
voller Zorn, und seine Stirn war gespannt vor Zorn. Siehe! Würde dieser
Engel auf die Erde hinabgebracht werden, alle Menschen würden sterben,
wenn sie in sein zorniges Gesicht schauten.“
Dies war Mâlik, der Hüter des Höllenfeuers. Jibrîl sagte: „Seit
seiner Erschaffung war er in der Hölle. Sein Zorn wird weder mehr noch
weniger, sondern ist stets gleichbleibend und vollkommen.“ Der Prophet
bat, daß er ihm die Hölle zeige, und Allâh befahl, den Wunsch Seines
geliebten Propheten nicht abzulehnen.
Nach einem Hadîth hat der heilige Prophet Muhammad (s) über die
Hölle gesagt: „Der Allmächtige Herr erschuf die Hölle aus Seinem eigenen
Zorn, dem Göttlichen Zorn. Die Höllen befinden sich an einem Ort auf
einer Wegstrecke von siebzig Jahren unterhalb der untersten Erde. In
jeder Hölle ist die Strafe schrecklicher als in der vorhergehenden. Jede
hat einen eigenen Namen. Dies sind die Abteilungen der Hölle und ihre
Namen von der untersten aufwärts: Hawliya, Hutama, Saqar, Lazza, Sa‘îr,
Ghayya, Jahannam …
AUFSTIEG IN DEN SECHTEN HIMMEL
Nachdem der heilige Prophet die Abteilungen der Hölle gesehen hatte,
stieg er in den sechsten Himmel auf, der in einer Entfernung von 500
Jahren vom fünften Himmel entfernt liegt.
„Dieser Himmel war aus Rubin gemacht und heißt Khâli¶ah (rein). In
ihm sah ich Allâhs Geschöpfe. Ich sah einen großen Engel auf einem Sitz
aus Licht. Sein Körper war halb aus Eis und halb aus Feuer beschaffen …“
Es war der Engel, der bis zum Tage des Gerichts die Fürbitten der
Gemeinde Muhammads (s) einlegt. Und er trug ein Bittgebet vor, das Allâh
den Allmächtigen pries …: „
Subhâna man allafa baina l-thalji wa n-nar; allahumma ’alif baina qulûbi ‘ibâdika l-mu’minîna ‘alâ tâ‘atik.
Preis sei Ihm, Der Eis und Feuer zusammenbringt. O Allâh, wir bitten
Dich, die Herzen derer, die in Gehorsam an Dich glauben, zu versammeln.“
...
„Ich sah einen großen Mann, der volles graues Haar hatte; er stützte
sich auf einen Stock. Sein Bart war so lang, daß er ihm bis auf die
Brust reichte, und sein Kopfhaar fiel auf seine Schultern herab.“ Jibrîl
erklärte dem heiligen Propheten (s): „Er ist dein Bruder Mûsâ, der Sohn
‘Imrâns, der Friede sei auf ihnen, den Allâh dadurch gesegnet und
geehrt hat, daß er ihn direkt ohne Vermittler oder Zwischensmann zu Sich
sprechen ließ.“
Mûsâ grüßte und pries den heiligen Propheten und sprach ihm höchste
Ehre zu. Und auch hier leitete Muhammad (s) ein gemeinsames Gebet gemäß
der Überlieferung Ibrâhîms (as).
AUFSTIEG IN DEN SIEBENTEN HIMMEL
Muhammad (s): „Dieser Himmel war aus weißen Perlen gemacht und heißt
‘Âqibah (Ende mit gutem Ausgang). Dies ist ein Himmel, der sich sehr
hoch über die anderen Himmel erhebt, und es ist in ihm sehr ruhig, kein
Laut, kein Geräusch ist zu hören. Ich sah in ihm viele Engel, auch die
Engel, die man Ruhaniyûn nennt. Ich sah einen alten Mann. Er saß auf
einem Sitz aus Licht und ruhte mit dem Rücken gegen Baitu l-Ma’mûr.
(Welches ein gesegnetes und heiliges Haus im Himmel ist wie die heilige
Ka‘ba in Mekka auf Erden).“ Jibrîl sagte dem heiligen Propheten, daß es
Adam (as) wäre. „Alles Gute ist mit dir“, sprach Adam, „und mit deiner
Gemeinde bis zum Tag des Gerichts. Wahrlich, dein Herr Allâh hat dich
heute Nacht gerufen, um dich mit Würde und hohem Rang zu ehren.“
Muhammad (s): „Ich sah baitu l-ma’mûr. In ihm waren verschiedene
Lichter von glitzernden Juwelen. Seine Mauern auf der Außenseite waren
mit Lichtern von gelben Rubinen geschmückt, Chrysolith und feuchten
Perlen. Engel umschreiten dieses heilige Haus und machen ‡awâf“ … bis
zum Tage des Gerichts.
DER SIEBENTE HIMMEL
Sidratu l-Muntahâ
Der heilige Prophet erreichte Sidratu l-Muntahâ, den Baum an der
Grenze, über die niemand hinausgelangen kann. Nach Hadîth-Quellen von
Mishkat wird diese Grenze beschrieben als ein Lotusbaum im Siebten
Himmel, der seine Wurzeln im Sechsten Himmel hat. Seine Früchte sind wie
Wassertöpfe von Stein und seine Blätter wie Elefantenohren. Es ist
durch Al-Nawawi überliefert, daß der Baum einen Punkt markiert, den
niemand passieren kann, weil das Wissen der Engel und dasjenige Jibrîls
(as) hier endet: Niemand ist über diesen Punkt hinausgekommen, außer dem
heiligen Propheten Muhammad (s), dem Stolz der Schöpfung …
Muhammad (s): „… Als ich weiterging, sah ich meinen Begleiter Jibrîl
mich nicht mehr begleiten wie bisher. Als ich ihn weit hinter mir sah,
fragte ich: ‚O mein Bruder Jibrîl, kannst du deinen Geliebten an solch
einem Ort alleine lassen? Warum hast du mich verlassen an solch einem
Ort?‘“
Jibrîl antwortete: „O Muhammad, die gesegnete und heilige
Vortrefflichkeit dieses Ortes ist so groß, daß ich es nicht wert bin,
dorthin zu gehen. Allein du bist seiner würdig. Unter uns Engeln hat
jeder seinen eigenen begrenzten Stand in seiner Position bis zum Maximum
dessen, was er erreichen kann, und der, der versucht, über die Grenze
seines ihm eigenen Standes hinauszugehen, wird durch das Göttliche Licht
geblendet – welches ihn verbrennen und zerstören kann.“
Muhammad (s): „Als ich meinen Bruder Jibrîl (as) dies sagen hörte,
schlug ich die Hände vor das Gesicht, und ich ängstigte und beunruhigte
mich. Als Jibrîl (as) mich in diesem Zustand sah, berührte er mit seinen
Flügeln meine Brust und sagte zu mir: ‚Fürchte dich nicht und bekümmere
dich nicht. Wahrlich! Allâh der Allmächtige wird dich zu Sich nehmen,
um dich zu segnen und dich zu ehren, und Er wird dich wählen und dir
Dinge geben, wie Er es wünscht.‘
Als ich dies von meinem Bruder Jibrîl hörte, verschwand die Furcht
von mir. ... Dann hörte ich einen Ruf von meinem Herrn Allâh dem
Allmächtigen: ‚Komm in Mein Göttliches Licht, o Mein Geliebter.‘
Als ich fortschritt, kamen Engel zu mir. Unter ihnen waren vier
Engel, die einen Teppich wie ein Tablett trugen, und sie baten mich,
hinaufzuklettern. Dieser Teppich hieß Raf-Raf und hatte eine grüne
Farbe.
Ich stieg auf Raf-Raf, und sehr schnell trug er mich mit großer
Geschwindigkeit, bis wir ein Meer von weißem Licht erreichten. An diesem
Meer traf ich auf einen Engel, der sehr groß und weit war, so weit,
daß, wenn ein großer Vogel in großer Geschwindigkeit von einer seiner
Schultern zur anderen fliegen wollte, er nicht weniger als 500 Jahre
dazu gebraucht hätte.
Wir bewegten uns mit den vier Engeln auf dem Tablett fort, bis wir
ein Meer von grüner Farbe erreichten, welches mit Perlen geschmückt war.
Hier an diesem Meer traf ich auf einen sehr großen Engel. Siehe! Würde
Allâh der Allmächtige ihm befehlen, alle sieben Welten und alle sieben
Himmel zu verschlingen, würde er es mit Leichtigkeit tun, ... und die
Erde würde auf seiner Handfläche Platz finden, und die Geschöpfe würden
nur als winzig kleine Staubteilchen auf seiner Handfläche zu sehen sein.
Dann flogen wir von diesem Meer fort und weiter, bis wir ein
schwarzes Meer erreichten. Dort trafen wir auf Engel in Niederwerfung
vor ihrem Herrn. An dieser Stelle rief ich mit lauter Stimme meinen
Herrn an: ‚O Helfer derer, die Hilfe suchen! O Gott der Welten! O Herr
des großen Göttlichen Thrones! O mein Gott! O mein Herr! O mein Meister,
ich bin ganz allein in diesem Augenblick. Ich bin Dein Diener und
Sklave. Ich brauche Hilfe, o Schöpfer aller Geschöpfe.‘
Augenblicklich hörte ich einen Ruf von einer Seitenbank des Meeres:
‚O Muhammad, komm zu Mir.‘ Ich schritt weiter vor und traf einen großen
Engel, der Wasser abmaß und auf einer Waage abwog“ …
ALLAH RUFT DEN HEILIGEN PROPHETEN ZU SICHL
Der heilige Prophet traf auf seiner Himmelsreise den Erzengel
Mîkâ’îl (as). Er bat ihn im Namen Allâhs, ihm zu berichten, woher er
diesen seinen Namen habe, ebenso, woher Jibrîl, Irâfîl und ‘Azrâ’îl ihre
Namen hätten.
Mîkâ’îl (as) fragte: „O Geliebter Allâhs, welches Wunder hast du gesehen, daß du mich danach fragst?“
Muhammad (s) pries Allâh, dankte Ihm und antwortete: „Wahrlich, mein
Bruder Mîkâ’îl, ich frage dich danach, damit ich, wenn ich zur Erde
zurückgehe, erklären kann, was ich durch den Willen Allâhs des
Allmächtigen in den Himmeln gesehen habe.“
Mîkâ’îl antwortete: „Du hast die Wahrheit gesprochen, o Muhammad
(s).Wisse! O Geliebter Allâhs, wahrlich, ich werde Mîkâ’îl genannt, weil
ich Regen sende, welcher die Nahrung wachsen läßt. Ich messe Wasser ab
und wiege es auf einer Waage, und schließlich schicke ich es in die
Wolken, bis Allâh es sich auf Erden an einem Ort und zu einer Zeit gemäß
Seinem majästetischen Willen verdunkeln läßt.“
Muhammad (s): Ich fragte: „Was ist Donner und was ist Blitz?“
Mîkâ’îl antwortete: „O Geliebter Allâhs, wenn ein Blitz die Wolke
von Wasser durchschneidet, so sendet Allâh Engel, damit sie Wasser an
einem Ort, wo Er will, vergießen. Der Blitz ist das Licht, das entsteht,
wenn der Engel mit seinen Waffen in die Wolke schneidet. Während der
Donner das Geräusch des Einschlags beim Schnitt in die Wolke ist.“
Im Qur’ân heißt es:
Wa yusabbihu r-ra‘du bihamdihi wa l-malâ’ikatu min jîfatih (13:13) Und der Donner lobpreist ihn und die Engel, aus Furcht vor Ihm.
Mîkâ’îl (as) fuhr fort: „Und Jibrîl wird Jibrîl genannt. Wahrlich,
denn er ruft Erdbeben hervor, und er hat Zerstörung auf die Menschen
vergangener Nationen gebracht durch den Willen Allâhs. Durch ihn wird
die Botschaft Allâhs, Sein heiliges Schrifttum und die Offenbarungen, an
die Propheten und Gesandten geoffenbart.
Isrâfîl wird Isrâfîl genannt, denn unter den Engel gibt es keinen,
der mehr Kraft hat als er, noch gibt es einen Engel mit mehr Flügeln und
Federn als ihn. Er ist derjenige mit der Trompete. Er wird die Trompete
blasen am Tag des Gerichts.
‘Azrâ’îl wird ‘Azrâ’îl genannt, denn wahrlich, er ist der, der die
Befehle darüber hat, das Leben zu nehmen. Auch wir alle, die wir Engel
sind, fürchten ihn, weil er jedem lebenden Wesen den Tod bringen kann
durch den Willen des allmächtigen Schöpfers.“
Muhammad (s): „Ich sagte meinem Bruder Mîkâ’îl den Abschiedsgruß und
ging. Er betete für mich und meine Gemeinde um Güte und Segen von Allâh
dem Allmächtigen.
Bevor ich weggegangen war, erblickte ich Engel in geraden Reihen.
Sie waren verschiedener Art, verschiedenen Typs, unterschiedlicher
Farben und Haltungen. Einige von ihnen waren in Niederwerfung. Ich sah
einen Engel, der Allâh den Allmächtigen in seiner Niederwerfung pries
mit den Worten:
subhân allâhi l-‘azîm Ehre sei Allâh, dem Gewaltigen
Als er diesen heiligen Preis auf Allâh aussprach, antworteten
hiernach alle Hähne auf der Erde auf sein Preisen. Hier auf der Erde
drehen die Hähne ihren Nacken, um ihre Ohren dem Himmel
entgegenzustrecken. Das tun sie, weil sie dieses Preisen des Engels
hören wollen. Ihr werdet dieses Sich-Strecken der Hähne und ihr Schlagen
mit den Flügeln bemerken, das sie tun, weil sie dem tasbîh und Preisen
Allâhs, des einen und einzigen Gottes, antworten wollen. Wohingegen,
wenn dieser Engel still ist, auch die Hähne still bleiben.
Der heilige Prophet traf dann noch auf die Engel Ruhaniyûn und
Karubiyîn, die Träger des Göttlichen Thrones, begrüßte sie und nahm ihre
Grüße und Wünsche entgegen.
„Und während ich noch mit ihnen sprach, hörte ich einen Ruf von oberhalb meines Kopfes:
As-salâtu wa s-salâmu ‘alaika yâ Muhammad, as-salâtu wa s-salâmu ‘alaika yâ Ahmad‘ Gruß- und Friedenswünsche seinen auf dir, o Muhammad, Gruß- und Friedenswünsche seinen auf dir, o Ahmad.
Ich hob meinen Kopf empor und sah einen großen Engel, der schneeweiß
war und aus Eis erschaffen war. Um ihn herum waren 70000 Engel, die
seinem Gesicht und seiner Gestalt ähnelten. Sie kamen zu mir und sagten:
‚Laß uns gehen, o Geliebter Allâhs, o du, der du in der Göttlichen
Sicht Allâhs besser bist als alle Geschöpfe.‘“
Muhammad: „Ich ging mit diesen Engeln, einige von ihnen waren zu
meiner rechten, einige zu meiner linken, einige vor und einige hinter
mir. Sie alle umgaben mich. Wir gingen weiter, bis wir 70000 Schleier
weißen Lichts durchschritten, dann kamen wir durch 70000 Schleier grünen
Chrysoliths, dann durch 70000 Schleier von Brokat, dann durch 70000
Schleier von Seide, dann durch 70000 Schleier von Licht, dann durch
70000 Schleier von Dunkelheit, dann durch 70000 Schleier von Musk, dann
durch 70000 Schleier von Amber, dann durch 70000 Schleier von Kraft, und
die Länge der Entfernung von einem Schleier zum nächsten innerhalb
derselben Art von Schleiern betrug jeweils eine Zeitspanne von 500
Jahren.
Die Engel gingen weiter vor mit mir, bis wir einen Schleier von
Rauch erreichten, dann gingen wir durch einen Schleier von Dunkelheit,
dann durch einen von Licht, dann durch einen Schleier des Königtums,
dann durch einen Schleier von Ehre und Würde, dann durch einen Schleier
von Willen und Vollkommenheit, dann einen Schleier von Zorn, dann durch
einen von Größe, dann durch einen von Einheit, dann durch einen von
Vertrauen, dann durch einen von Ewigkeit, dann durch einen Schleier von
Erhabenheit, dann einen Schleier von Stolz, dann durch einen Schleier
Göttlicher Gegenwart, und schließlich erreichten wir und durchschritten
den Schleier der Trennung. Nach diesem sah ich 70000 Ränge von Engeln.
Sie standen alle in gerader Ausrichtung, auf ihren Füßen stehend.“
DIE BEGEGNUNG MIT ALLAH DEM ALLMÄCHTIGEN
Muhammad (s): „Hier hörte ich eine Stimme von meinem Herrn, dem
Allmächtigen. Er sagte: ‚Lüftet den Schleier zwischen Mir und Meinem
Geliebten Muhammad.‘“
Muhammad (s) sagte: „Dann wurde der Schleier gehoben. Niemand außer Allâh allein weiß, wie es geschah.
Dort sah ich 100000 Ränge von Engeln in geraden Reihen, sie standen
still und beugten sich nicht, und andere 100000 Ränge waren in ruku, der
beugenden Haltung. Eine andere Hunderttausendschaft von Rängen waren in
Sajda, der Niederwerfung, ihre Köpfe nicht erhebend. Und sie alle
werden auf derselben Position und in derselben Haltung verbleiben, ohne
sich zu bewegen, bis zum Tag des Gerichts.
Ich dachte noch über diese Engel nach, als ich vor großer
Überraschung das Bewußtsein verlor. Das Erstaunen war so groß, daß ich
erstaunt war über die Größe meines Herrn, Allâhs des Allmächtigen.
Noch im Zustand des Erstaunens hörte ich einen Ruf von meinem Herrn, der sprach: ‚O Ahmad, geh vorwärts, geh vorwärts.‘
Ich ging einige Schritte vorwärts, und die Länge dieser wenigen
Schritte maß eine Entfernung von 500 Jahren in der Zeit. Die Göttliche
Stimme sagte zu mir: ‚Fürchte dich nicht und sei nicht bekümmert!‘ Da
wurde mein Herz ruhig bei dem, was ich erreicht hatte. Raf-Raf nahm mich
hoch, bis ich den Ort meines Meisters, meines Herrn, erreichte. Ich sah
große Göttliche Gebote, die kein Mensch jemals gedacht hat und die
niemals in irgend jemandes Herz gekommen waren. Gebote des Ruhmreichen
Herrn, die kein Auge gesehen hat noch irgendein Ohr gehört hat oder
jemals durch das Herz irgendeines Menschen gegangen waren. Ich hörte
einen anderen Ruf von meinem Herrn, und ich bewegte mich nach vorn und
war Ihm nahe.
Der heilige Qur’ân sagt:
Fakâna qâba qausayni au adnâ (53:9) (Alsdann nahte er sich und näherte sich) Und war zwei Bögen entfernt oder näher.
Nach einem anderen Bericht heißt es, daß gerade um diesen Punkt
herum dem heiligen Propheten (s) gesagt worden war zu warten, weil sein
Gott
Salawât sprach. Er war sehr überrascht, denn Salawât
bedeuten Gebete. Und als er Seinen Allmächtigen Herrn traf, fragte er:
„O mein Herr! O mein Gott! O mein Meister! O mein Schöpfer! Ich weiß und
ich glaube, daß es keinen Gott gibt außer Dir allein, Du stehst über
allem und bist ein einziger Gott, Du zeugst nicht, noch warst Du
gezeugt, Du bist ewig, und alles hängt von Dir ab, Du hängst von nichts
ab, Du hast keinen Partner und nichts ist Dir vergleichbar. Deshalb sage
mir, wem Du die Salawât (Segenswünsche) dargeboten hat, da doch niemand
über Dir steht?‘
Allâh der Allmächtige antwortete, indem Er sagte: „O Mein geliebter Prophet Muhammad! Ich entbot diese Salawât dir!“
Angesichts dieser Tatsache, daß Allâh der Allmächtige Selber Salawât
auf den heiligen Propheten Muhammad (s) schickt, wurde der folgende
Vers des heiligen Qur’ân geoffenbart:
Inna Llâha wa malâ’ikatu yusallûna ‘alâ n-nabiyyi yâ ayyuhâ lladhîna ’âmanû sallû ‘alaihi wa sallimû taslîman. (33:56)
Siehe, Allâh und die Engel segnen den Propheten. O ihr, die ihr glaubt, segnet ihn und begrüßt ihn mit dem Friedensgruß.
... In einem heiligen Hadîth heißt es, daß Allâh einer Person
zehnmal Salawât entbietet, die den heiligen Propheten Muhammad nur
einmal segnet, und einhundertmal einer Person, die zehn Mal Salawât auf
den Propheten spricht
Allâhumma salli ‘alâ Muhammad wa ‘alâ âlî Muhammadin wa sallim.
SAYYIDINA MUHAMMAD (s) BESUCHT DAS PARADIES
(aus: Isra wal Mi‘raj, by Abdul Hamid Butt, Nairobi 1991, p. 59-61.)
Auf seiner Himmelsreise, mi‘râj, bei der der heilige Prophet am 27.
Rajab in die Göttliche Gegenwart Allahs des Allmächtigen aufstieg, war
er auch eingeladen, das Paradies zu sehen:
Muhammad (s): „Dann hielt Jibrîl mich mit seinen engelhaften Händen
und nahm mich mit, bis wir das Paradies erreichten. Dort sah ich einen
großen Engel von noblem Angesicht, und das Licht seines Gesichtes hatte
einen funkelnden Glanz. Er saß auf einem Stuhl von strahlendem Licht,
der in großer Schönheit geschmückt war. Ich fragte Jibrîl: ‚Wer ist er?‘
Ibrîl antwortete: ‚Es ist Ridwân, der Friede sei auf ihm, derjenige,
welcher die Aufsicht über das Paradies hat.‘“
Jibrîl forderte Ridwân auf, dem Propheten das Paradies und das, was ihm und seiner Nation versprochen ist, zu zeigen.
Muhammad (s):
„Ridwân (as) nahm mich mit seinen Händen, und wir betraten das Paradies.
Die Oberfläche des Paradieses ist von silbrig-weißer Farbe,
geschmückt von Perlen und Korallen. Sein Boden ist aus Moschus, sein
Gras aus Safran. Die Blätter seiner Bäume sind aus Silber und einige aus
Gold. Die Früchte schimmern wie funkelnde Sterne. Das Dach des
Paradieses ist der Göttliche Thron Allahs des Allmächtigen, seine
paradiesischen Wohltaten sind überall, seine Bewohner sind Engel, sein
Ernährer der allergütigste Herr.
Ridwân nahm mich mit seinen Händen, und wir gingen in die Gärten, wo
ich Bettstätten sah und jungfräuliche Mädchen von großer Schönheit ,
die von Allah dem Allmächtigen im Paradies erschaffen wurden als
Belohnung für die Gläubigen. Ich sah hohe Gehege und Einzäunungen und
auch junge Männer mit Gesichtern, die funkelten wie der volle Mond, und
diese Männer arbeiteten – d. h. sie waren Diener des Paradieses.
Hier waren wir an einem genußvollen Platz angekommen, der ewigen
Wohnstatt. Ich sah sehr viele Häuser mit Kuppeln aus weißen Perlen, und
diese himmlischen Häuser waren mit Säulen errichtet. Jedes Haus hatte
eintausend Türen aus rotem Gold, und an jeder Tür waren eintausend junge
edle Diener. Ich trat ein und schaute in eine der Kuppeln hinein, und
ich erblickte eintausend eingezäunte Gehege; in jedem waren eintausend
Räume und in jedem Raum eintausend Bettstätten; und auf jedem Bett waren
eintausend Schlafunterlagen aus Brokat; und zwischen jeder einzelnen
war ein Fluß von rieselndem Wasser. Während auf jeder Matratze eine
Paradiesjungsfrau war, die hier sorgte.
Ich war überrascht, bis ich einen Ruf von meinem Herrn, Allâh,
vernahm, der sprach: ‚Dies überrascht dich, o Muhammad! Schau in das
Zentrum der Kuppel, und du wird noch überraschendere Wunder deines Herrn
sehen als dieses, das dich überrascht hat.‘
Ich überlegte und richtete meine Augen nach oben, und ich sah eine
andere Kuppel in der Mitte, die aus grünen Smaragden gemacht war, und in
ihr war ein Bett aus weißem Ambra, das mit Perlen und Edelsteinen
besetzt war und wie die Sonne funkelte. Wahrlich, Allah der Allmächtige
hat diese Liegestatt unter Seinen eigenen Göttlichen Schritten
erschaffen. Vom Boden hoch bis zum mittleren Abschnitt war die
Liegestatt mit weißem Kampfer und vom mittleren Abschnitt bis zum oberen
Teil mit gelbem Moschus geschmückt. Es hatte eintausendsechshundert
Felle, und die Felle leuchteten. Siehe! Würden diese Pelze hiernieder
auf die Erde gebracht, ihr Licht würde von Osten bis Westen scheinen.
Und siehe! Würde sie in die salzigen Meere gehalten werden, wahrlich,
die Ozeane würden mit Glanz erleuchten.
Ich fragte meinen Gefährten Jibrîl (as): ‚Für wen wurde dieser gesegnet und geehrte Ort erschaffen?‘
Jibrîl antwortete: ‚O Geliebter Allahs, er ist für jemanden aus
deiner Nation, der, wenn er stirbt, erklärt: ‚Lâ ilâha illâ llâh,
Muhammadu r-Rasulullâh.‘
Muhammad (s): ‚Ich sah die große Herrlichkeit und das große Königreich;
in ihm sah ich acht Flüsse: einen Fluß aus reinem Wasser, einen von
reiner Milch, einen von reinem Wein, einen von purem Honig, einen Fluß
von Salsabil, einen Fluß von Rahik, einen Fluß von Rasnîm und einen Fluß
von Kauthar.“
DIE RÜCKKEHR ZUR ERDE
(aus: Isra wal Mi‘raj, by Abdul Hamid Butt, Nairobi 1991, p. 62 ff).
Der Prophet Muhammad (s) sprach: „Als ich [auf meiner Himmelsreise]
von einem Himmel zum nächsten hinabstieg, hörte ich alles sprechen:
„Lâ ilâha illâ llâh Muhammadu r-rasûlullâh.“
Es gibt keinen Gott außer Allâh, Muhammad ist der Gesandte Allâhs.
Als wir nach dem letzten Himmel zur Erde zurückkamen, fanden wir die
Nacht so unverändert vor, wie wir sie verlassen hatten, das heißt, die
Zeit hatte stillgestanden. Ich bestieg Burâq in Jerusalem, und als wir
Mekka erreichten, entbot mein Gefährte Jibrîl mir den Abschiedsgruß und
sagte zu mir: „O Muhammad, Allâh segne dich und schenke dir Heil. Wenn
der Morgen graut, berichte deinen Leuten von den Wundern deines Herrn
und mache sie glücklich durch Allâhs Barmherzigkeit.“
Muhammad (s): „Ich sagte: ‚O mein Bruder Jibrîl, ich befürchte zumindest, daß sie mich einen Lügner nennen werden.‘“
Jibrîl (as) antwortete: „Sorge dich nicht über jene, die versuchen,
dir nicht zu glauben, denn dein Freund Abû Bakr, möge Allâh mit ihm
zufrieden sein, wird dir glauben und beweisen, daß du der Wahrhaftige
bist.“
Muhammad (s): „Nachdem Jibrîl, der Friede sei auf ihm, gegangen war,
schlief ich auf meiner Matratze bis zur Zeit des Gebets zur
Morgendämmerung, wonach ich aufstand und betete. Dann ging ich hinaus
zur Tür der heiligen Kaaba.
Üblicherweise fragte mich Abû Jahl jedesmal, wenn er meinen Weg kreuzte: „Hast du heute etwas Neues, o Muhammad?“
Muhammad (s): „Ich sagte: ‚Ja, ich reiste.‘“
Abû Jahl fragte: „Wohin?“
Muhammad (s): „Ich sagte: ‚Bis Jerusalem, dann bis zum göttlichen
Thron, und ich sprach mit Allâh, und Er sprach zu mir, und Er gab mir
Heiligkeit. Ich sah das Paradies, welches Allâh den Gläubigen
versprochen hat, und ich sah ebenso das Feuer von Zakkum, das für die
Nichtgläubigen vorbereitet worden ist.‘“
Abû Jahl sagte: „O Muhammad, verberge diese Worte, und erzähle den
Leuten nicht davon, denn sie werden dir Unglauben entgegenbringen, über
dich lachen und dich verspotten.“
Muhammad (s) erwiderte: „Es ist mir verboten, Aufgetragenes zu
verbergen, das mir von Allâh dem Allmächtigen erteilt wurde, wie Er im
heiligen Koran gesagt hat:
Wa ammâ bi ni‘mati rabbika fahiddith. 93:11
Und von der Gnade deines Herrn sei deine Rede.
Abû Jahl sagte: „Bei Allâh! Kannst du den Leuten in deinen eigenen
Worten erzählen, was du mir gerade berichtet hast? Hast du den Mumm?“
Muhammad (s) antwortete: „Ja.“
Abû Jahl versammelte die Leute und die Ältesten von Mekka, indem er
sagte: „Kommt! Kommt! Kommt!“ Und die Leute von Mekka versammelten sich
um ihn und den heiligen Propheten. Der heilige Prophet Muhammad (s)
stand auf und erklärte: „‚O ihr Leute der Quraisch, wisset die Wahrheit
von eurem Herrn, Allâh dem Allmächtigen. Er ließ mich diese Nacht bis
nach Jerusalem reisen, dann ließ er mich den siebten Himmel erklimmen
und darüber hinaus. Ich sah Propheten, ich sah den göttlichen Thron, ich
schritt auf einem Teppich von Licht, ich sprach zu Allâh dem
Allmächtigen, und Er sprach zu mir, ich sah das Paradies und die Hölle.
All dies sah ich in einer geordneten Abfolge.“
Als ich dies erzählte, akzeptierte Abû Bakr meine Worte, möge Allâh
mit ihm zufrieden sein, indem er sprach: ‚Ich glaube es, ich glaube es,
es ist die Wahrheit, es ist wahr …‘“
Abû Jahl fragte: „Du hast uns all dies berichtet, und wir haben es
gehört. Wir wollen nicht, daß du uns über die Himmel berichtest, alles,
was wir wollen, ist, daß du uns über Jerusalem berichtest. Wo ist es?
Erzähle uns davon, so daß wir es wissen, damit wir dir glauben und all
deine Worte annehmen können.“
Muhammad (s) ließ seinen Kopf in Verlegenheit sinken, denn zu der
Zeit, da er nach Jerusalem reiste, war es Nacht gewesen, und als er
zurückkehrte, war es immer noch Nacht und dunkel, daß er nichts von der
Stadt und ihren Grenzen hatte wahrnehmen können. Während er noch seinen
Kopf hängenließ, sandte Allâh der Allmächtige den Erzengel Jibrîl hinab,
der Friede sei auf ihm, indem Er zu ihm sprach: ...
DIE QURAISCH BEFRAGEN MUHAMMAD (s)
(aus: Isra wal Mi‘raj, by Abdul Hamid Butt, Nairobi 1991, p. 64 ff.)
Als der Prophet Muhammad (s) nach seiner Himmelsreise wieder in
Mekka angelangt war und am nächsten Morgen bereit war, vor den
versammelten Quraisch von seinen Erlebnissen zu berichten, verlangten
sie als Beweis, daß er ihnen Auskunft über Einzelheiten der Stadt
Jerusalem gebe, dem Ausgangspunkt seiner Reise. Dann würden sie ihm
Glauben schenken. Da es aber Nacht gewesen war, als er seine Reise
begonnen hatte, und ebenfalls Nacht, als er zurückgekehrt war, er von
Jerusalem also gar nichts hatte wahrnehmen können, stand er nun ratlos
da:
Da sandte ihm Allâh der Allmächtige den Erzengel Jibrîl, der Friede sei auf ihm, zur Hilfe, indem Er ihm befahl:
„Bringe das ganze Jerusalem mit seiner Erde, seinen Bergen, seiner
Gegend, seinen Straßen, seinen Tempeln und all seinen Teppichen herbei
und stelle es vor Meinen geliebten Muhammad.“
Jibrîl tat, wie ihm von Allâh dem Allmächtigen befohlen war, nahm
die ganze Jerusalem-Stadt und setzte sie vor den geliebten Muhammad,
Allâh segne ihn und schenke ihm Heil.
Als die Leute der Quraisch Muhammad befragten: „Was ist wo?“,
antwortete Muhammad (s), der Jerusalem auf Jibrîls Hand sah, ihnen
haargenau. Sie fragten ihn: Wo ist die und die Straße? Wo ist das und
das Haus? Wo ist der und der Berg? Wo ist das und das Fenster? und
stellten viele andere Fragen, aber zu ihrer Überraschung konnte Muhammad
(s) ihre Fragen richtig und auf den Punkt genau beantworten.
Zu jener Zeit war Abû Bakr einer der Ältesten der Leute der Quraisch
und wurde von ihnen sehr gefürchtet. Er wiederholte immer wieder: „Ja,
das ist wahr, das ist wahr, ich glaube daran …“, bis die Quraisch ihre
Köpfe voller Scham und Enttäuschung senkten.
Muhammad (s) fuhr fort zu erklären: „Als ich mit meinem Bruder
Jibrîl in den Lüften war, sah ich eine Karawane von Leuten des Stammes
der Makhzûm. Sie erklommen gerade den Berg von Araq und hielten gegen
Mekka. Ihr Kamel ging auf dem Weg verloren, bis wir ihnen vonmitten der
Lüfte zuriefen und ihnen sagten, daß sich ihr verlorenes Kamel auf dem
Dattelfeld befand.“
Muhammad fuhr fort: „So Gott will, werden sie morgen bei Sonnenaufgang
hier in Mekka eintreffen, und wenn sie kommen, könnt ihr sie fragen, ob
sie ein Kamel verloren hatten und eine Stimme aus der Luft vernahmen,
die sie zu genau diesem Kamel führte.“
In Wirklichkeit war die Karawane der Bani Makhzûm noch sehr weit von
Mekka entfernt, in einer so großen Entfernung, daß es ihnen unmöglich
gewesen wäre, zu dem von Muhammad (s) versprochenen Zeitpunkt
anzukommen. Um die Worte Seines geliebten Muhammad (s) wahr werden zu
lassen, verzögerte Allâh der Allmächtige den Sonnenaufgang um einen Tag.
Schließlich ging die Sonne gerade dann auf, als die Bani Makhzûm Mekka
betrafen.
Die Leute der Quraisch von Mekka befragten die Leute der Karawane:
„War euer Kamel verlorengegangen?“ Und sie antworteten: „Ja, unser Kamel
war verlorengegangen, und als wir nach ihm suchten, hörten wir eine
Stimme vom Himmel rufen, die uns bekanntgab, daß das verlorene Kamel im
Dattelfeld wäre. Sofort begaben wir uns zum Dattelfeld und fanden dort
unser verlorenes Kamel vor.“
Als die Muslime dies von der Karawane des Stammes der Makhzûm
hörten, waren sie alle sehr glücklich, und in ihrer Freude stimmten sie
die Einheit Allâhs an, lobten, priesen und dankten Ihm allein. Später
kam der Prophet Muhammad (s) und war von den Muslimen umringt. Unter
ihnen leuchtete er wie der volle Mond, und die neben ihm standen,
erstrahlen wie die Sterne. An diesem Tag nahmen viertausend Männer –
Frauen und Kinder nicht eingerechnet – den Islam an. Während die Engel
im Himmel die Einheit Allâhs anstimmten, Ihn allein lobten, priesen und
Ihm dankten, um dem geliebten Muhammad (s) in Dankbarkeit und Respekt
Ehre zu erweisen.
Angesichts der göttlichen Erhebung des heiligen Namens des geliebten
Propheten Muhammad (s), dem Respekt, der Ehre, des Lobes, der Würde,
des Zuspruchs und des Rufs seiner bis zum Tag des Gerichts, wurde der
folgende Vers im heiligen Koran geoffenbart:
wa rafa‘nâ laka dhikrak (94:4) Und Wir erhoben deinen Ruf, o Muhammad! [Und erhoben Wir nicht deinen Ruf?]
Abû Jahl war wie gewöhnlich ungläubig. Er wurde sehr eifersüchtig
und sagte: „Du, o Muhammad, bist ein großer Zauberer und hast große
Kräfte der Magie und Zauberei.“
Muhammad (s) ging und erzählte später seinen Gefährten die ganze
Geschichte der Nachtreise (isrâ’) und Himmelsreise (mi‘râj), da er in
die Himmel fuhr, den göttlichen Thron sah und zu Allâh sprach, wo er die
Wunder Seines Herrn gewahrte, das Paradies mit seinen Wonnen und seinem
Volk, das in Wohlbehagen weilte, und wo er das glühende Feuer der Hölle
sah mit seinen schmerzvollen Bestrafungen für jene, die zu Feinden
Allâhs und Seiner Propheten werden.
Und hier endet die Erzählung von Ibn ‘Abbâs, möge Allâh mit ihm zufrieden sein.
Al-hamdu lillâh – Preis sei Allâh.
Quelle: www.islampress.de